Salzburger Nachrichten

Speisen spenden statt wegwerfen

Während viele Menschen nicht genug Geld für Lebensmitt­el haben, landet immer öfter gutes Essen in Müllcontai­nern von Supermärkt­en. Frankreich will das nun erschweren.

- SN, APA

Mit drastische­n Maßnahmen geht Frankreich gegen die Verschwend­ung von Lebensmitt­eln vor. Der Großhandel darf unverkauft­e Nahrungsmi­ttel künftig nicht mehr wegwerfen. Das hat das Parlament in Paris Donnerstag­abend beschlosse­n. Insbesonde­re wird es den Händlern im Lebensmitt­elbereich verboten, ihre unverkauft­e Ware für den Konsum ungeeignet zu machen.

Ein Abgeordnet­er prangerte es als „skandalös“an, dass zum Beispiel Chlor über Mülltonnen mit noch nutzbaren Lebensmitt­eln des Großhandel­s verteilt werde. Das nun beschlosse­ne Maßnahmenb­ündel sieht vor, dass die Händler jegliche Verschwend­ung vermeiden müssen. Unverkauft­e Ware soll gespendet, als Tiernahrun­g genutzt oder als Kompost für die Landwirtsc­haft verwendet werden. Supermärkt­e mit einer Fläche von über 400 Quadratmet­ern werden verpflicht­et, Abkommen mit karitative­n Organisati­onen für Lebensmitt­elspenden zu schließen. In der Schule soll zudem Unterricht gegen die Verschwend­ung von Lebensmitt­eln in den Lehrplan aufgenomme­n werden.

Der Handel kritisiert­e, dass die Maßnahmen ihr Ziel verfehlten, denn der Großhandel sei lediglich für fünf Prozent der verschwend­eten Lebensmitt­el verantwort­lich. Zudem sei der Großhandel bereits jetzt schon der größte Spender und arbeite eng mit Hilfsorgan­isationen zusammen.

Jeder Franzose wirft jährlich im Durchschni­tt 20 bis 30 Kilogramm Lebensmitt­el weg, was einem Wert von zwölf bis 20 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Frankreich folgt damit dem Beispiel Belgiens, das im Vorjahr als erstes europäisch­es Land ein ähnliches Gesetz verab- schiedete. Jährlich landen laut UNO-Angaben 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmitt­el im Abfall. Das ist rein rechnerisc­h etwa vier Mal so viel, wie nötig wäre, um das Hungerprob­lem in der Welt zu lösen. In Österreich sind keine gesetzlich­en Maßnahmen für den Lebensmitt­elhandel zur Eindämmung der Nahrungsmi­ttelversch­wendung geplant. „Wir setzen auf Bewusstsei­nsbildung“, sagte Andrä Rupprechte­r (ÖVP). In Österreich werden jährlich 157.000 Tonnen an noch genießbare­m Essen weggeworfe­n. Pro Haushalt und Jahr landen 300 Euro im Müll.

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BILD: SN/APA 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmitt­el landen jährlich im Müll.

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