Cyberangriffe werden mehr
Nicht nur die Nachrichtendienste spionieren. Immer mehr Unternehmen sind Ziel von Angriffen aus dem Internet. Die Schäden gehen weltweit in die Milliarden.
Unternehmen unterschätzen die Gefahr durch Cyberattacken laut einer aktuellen Studie von A.T. Kearney. Das kann teuer werden: Die Schätzungen einschlägiger Institutionen zum weltweiten Schaden liegen zwischen 400 Milliarden und 2,2 Billionen US-Dollar. Hinzu kommen Imageschäden und Vertrauensverluste. In Zukunft werden die Frequenz und das Ausmaß an Cyberattacken weiter ansteigen. Um Risiken zu minimieren, empfiehlt es sich, Informationssicherheit ganzheitlich in fünf Dimensionen zu adressieren: Strategie, Organisation, Prozesse, Technologie und Kultur.
„Zunächst einmal müssen Unternehmen verstehen, dass Informationssicherheitsrisiken Geschäftsrisiken sind. Die Verantwortung für das Management dieser Risiken liegt bei der Unternehmensführung, nicht bei der IT-Abteilung oder dem CIO“, erklärt Michael Römer, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Digital Business in Europa.
Die Methoden der Attacken auf die Informationssicherheit verändern sich rasant, während das Risiko und die Folgekosten ungenügender Sicherheitsmaßnahmen weiter steigen. „Der nächste Cyberangriff ist ebenso schwer vorherzusagen wie das nächste Erdbeben, allerdings zeichnen sich einige Trends ab“, betont Römer. Mit der zunehmenden Digitalisierung und den damit einhergehenden, unvermeidlichen Sicherheitsverletzungen werden auch das Ausmaß und die Frequenz der Attacken steigen. Der Experte sieht vor allem die folgenden Trends: globale Überwachung, gezielte Schwächung von Informationssicherheitstechnologie, Attack-as-a-Service-Angebote (AaaS), massive Angriffe auf Infrastrukturen und industrielle Steuerungssysteme. Auch Erpressung ist ein mögliches Geschäftsmodell der Angreifer. Sie drohen damit, einen zuvor glaubhaft gemachten Schaden massiv in die Höhe zu treiben, bis „Lösegeld“bezahlt ist.
Viele Unternehmen agieren zu langsam, um mit der rasanten Entwicklung der Angriffe Schritt zu halten. „Wenn Kriminelle erst einmal die Systeme eines Unternehmens infiziert haben, kann es Monate dauern, die Kontrolle zurückzugewinnen“, weiß Römer, „nach Schätzungen dauert es im Durchschnitt 243 Tage, bis ein Angriff entdeckt wird. So haben die Hacker viel Zeit, um sich nach interessanten Daten umzusehen und das gesamte Unternehmen flächendeckend zu infiltrieren.“
So veröffentlichte das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unlängst den Fall eines deutschen Stahlwerks, bei dem ein solcher Cyberangriff zu erheblichen physischen Schäden an einem Hochofen führte. Ähnliche Probleme drohen auch Infrastrukturbetreibern aus Bereichen wie Telekommunikation, Finanzen, Verkehr, Gesundheit und Energieversorgung.