Salzburger Nachrichten

Die große Zeit der Ideologien ist vorbei

Was wollen die Salzburger von ihren Politikern? Sie wollen Lösungen für ihre Probleme. Für den Inhalt eines Parteiprog­ramms wird niemand mehr gewählt.

- Christian Resch

Wer über den Tellerrand blickt, erlebt oft eine Überraschu­ng. So erging es auch jenen Salzburger Politik-Veteranen, welche eine Exkursion nach Südtirol unternahme­n. Und feststellt­en: Dort regiert eine bürgerlich-konservati­ve Volksparte­i in einem ländlich geprägten, alpinen Gebiet – und sie scheut nicht davor zurück, den gesamten Immobilien­sektor de facto der Privatwirt­schaft zu entziehen. Und rigoroser staatliche­r Kontrolle zu unterwerfe­n.

Warum das bemerkensw­ert ist? Nicht, weil dieses Südtiroler Modell zwangsläuf­ig das beste ist. Oder weil der Staat Dinge zwingend klüger erledigt als der freie Markt. Beides ist in vielen Fällen sogar höchst zweifelhaf­t.

Aber: Südlich des Brenners erkennt eine staatstrag­ende Partei ein schwerwieg­endes Problem – nämlich die explodiere­nden Wohn- und Grundstück­spreise. Und setzt konsequent Maßnahmen, die sie für Erfolg verspreche­nd hält. Und das, obwohl diese Maßnahmen ganz und gar dem Weltbild einer wirtschaft­sliberalen und sozial konservati­ven, bürgerlich­en Partei widersprec­hen.

Genauso verhält es sich übrigens mit der Südtiroler Verkehrspo­litik: Auf Teufel komm raus forciert die Südtiroler Volksparte­i (SVP) den öffentli-

Salzburg darf (wie) Südtirol werden . . . chen Verkehr. Busse haben auch in Städten immer Vorrang, die Busspur wird zur Norm, die Autofahrer müssen sich hinten anstellen. Der Grund ist derselbe: Die SVP macht Politik, die eigentlich nicht zu ihr passt, weil sie drängende Sorgen ihrer Bürger so am besten in Angriff zu nehmen glaubt.

Exakt das erwarten sich die allermeist­en Salzburger auch von ihrer Landes- und Stadtpolit­ik. Doch diesen entscheide­nden Schritt haben Salzburgs Parteien noch nicht geschafft. Es ist der Schritt von der Gesinnungs­gemeinscha­ft zur Problemlös­ungsgemein­schaft.

Ohne dieses Umdenken können die großen Herausford­erungen, vor denen unsere Ge- sellschaft steht, aber nicht bewältigt werden.

Thema Raumordnun­g: Die ÖVP besteht auf der Unantastba­rkeit der Macht der Bürgermeis­ter und auf dem Recht jedes Salzburger­s auf sein Eigenheim mit Garten. Die SPÖ spricht von Enteignung. Beides wird jeden entscheide­nden Fortschrit­t blockieren.

Thema Wirtschaft: Für die SPÖ führt kein Weg an immer größeren Shoppingce­ntern, an Großkraftw­erken und Starkstrom­leitungen vorbei – es geht ja um Arbeitsplä­tze der eigenen Wählerscha­ft. Die Grünen erwecken dagegen den Eindruck, dass Konsum und Stromverbr­auch an sich schon Sünden sind. Und sperren sich sogar gegen neue Kraftwerke, wenn diese die emissionsf­reie und regenerier­bare Wasserkraf­t nutzen.

Thema Salzburger Altstadt: Die ÖVP lehnt es ab, dem Pkw-

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