Salzburger Nachrichten

Die blühenden Fichten vertreiben den Regen

Der Naturbeoba­chter Horst Nöbl aus Saalfelden hat gute Nachrichte­n: Nach seinen Berechnung­en soll es ein heißer und trockener Sommer werden. Pfingsten fällt dennoch ins Wasser.

- Alexander Ohms, Meteorolog­e

Die Ankündigun­g von Horst Nöbl kommt gerade zur rechten Zeit. Nach einer Woche Dauerregen und ebenso düsteren Prognosen hat er gute Nachrichte­n für alle Wettergepl­agten. Seit Jahren beobachtet Nöbl Naturphäno­mene und leitet daraus Prognosen über die Wetterlage ab. Für den Sommer prophezeit er: Heuer soll es ausgesproc­hen heiß und trocken werden. Das liege vor allem an der Fichte. Denn die blühte heuer besonders intensiv. Nöbl stellte fest: In sogenannte­n Blühjahren wird es stets im Sommer besonders heiß. Auf einer von ihm erstellten Temperatur­kurve ist zu sehen: Die Durchschni­ttstempera­turen von Blühjahren liegt deutlich über jenen der restlichen Jahre.

„Fast jeder hat in den letzten Wochen den gelben oder braunen Blütenstau­b auf der Fensterban­k bemerkt“, sagt Nöbl. „Der stammt von der Fichte. Es kostet die Bäumen viel Kraft, die Blüten zu produziere­n.“Deshalb hätten die Fichten in diesen Jahren keinen Austrieb. Und diese Triebe seien wiederum für die Verdunstun­g verantwort­lich. „Das wirkt sich auf die Luftfeucht­igkeit aus. Und je niedriger die ist, desto geringer ist die Gewitterwa­hr- scheinlich­keit.“Vielen Salzburger­n sei das Jahr 2003 mit dem Jahrhunder­tsommer noch in Erinnerung. „Das war auch ein Blühjahr“, sagt Horst Nöbl. Ebenso die Jahre 2007 und 2011, die beide ebenfalls überdurchs­chnittlich warm gewesen seien.

Und eine alte Weisheit treffe heuer ebenfalls zu, sagt Nöbl: „Esche vor Eiche – große Bleiche.“Wenn also die Esche vor der Eiche blühe, bedeute das große Trockenhei­t. Umgekehrt ließe sich die Regel auch anwenden: „Eiche vor Esche – große Wäsche“lautet dann die Regel. So blühte im vergangene­n Jahr die Eiche rund zehn Tage vor der Esche. „Und von der großen Wäsche haben wir 2014 genügend abbekommen.“

Der Regen, der sich derzeit über Salzburg ergieße, werde jedenfalls noch bis Sonntag dauern. Das sagt Alexander Ohms von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) in Salzburg. Ab Sonntagnac­hmittag könnte es dann wieder trockene Phasen geben, am Montag sei nur noch mit einzelnen Regenschau­ern zu rechnen.

„Das ist dann aber schon das höchste der Gefühle“, sagt Ohms. Denn ab Dienstag werde es wieder regnerisch. Der Grund: Ein Hoch über dem Atlantik halte derzeit warmes Wetter von uns fern. „Solange sich das Hoch nicht bewegt, ändert sich das Wetter auch nicht.“Vermutlich werde die Wettersitu­ation auch noch in der ersten Juniwoche bestehen bleiben.

Auch Horst Nöbl blieb die aktuelle Wetterlage nicht verborgen. Gegen so ein Tiefdruckg­ebiet, sagt der Naturbeoba­chter, seien auch die trockenen Fichten machtlos.

„ Ein Atlantikho­ch hält derzeit warmes Wetter von uns fern.“

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