Vier Mordsdamen im Schönheitssalon
Sibylle Berg hat ein Theaterstück geschrieben, das in die eigenen Aphorismen verliebt ist.
Frau Merz-Dulschmann ist das gequält lächelnde Hausmütterchen par excellence. Frau Luhmann leidet als Alleinerziehende selbstvergessen vor sich hin. Frau Töss spielt als Single besseren Standes in einem verkorksten Leben ihren (Liebes-)Frust mit Vehemenz – inklusive Gier nach Süßem – aus. Und Frau Grau gibt, wie der Name schon sagt, die Pathologin, die kein Gefühl mehr zulässt, dieses aber trotzdem verbissen analysiert.
Das Quartett entstammt der Feder der Chefzynikerin der deutschen Literatur, Sibylle Berg. Gnadenlos träufelt sie ihre bittere Tinte in die Schicksale verlebten Lebens. Auf ihrem Papier entstehen Typen, denen kein Schönheitssalon mehr helfen kann. „Und dann sind die Reize weg, mit 40, und dann beklagen sich die unterfickten Damen, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen.“Beinhart sagt es ihnen der Mann („Nennen Sie mich einfach Horst“) hinein, der Hair-Make-up-Artist und Stilberater, der wie ein fieser, mieser Abklatsch des „Shopping Queen“-Moderators Guido Maria Kretschmer dahintuntelt.
Aber die Damen müssen sich nichts hineinsagen lassen. Sie wissen es ohnedies selber – und sind selbstkritisch gegen sich, wenn sie sich als permanente Aphorismen-Schleuderinnen betätigen. Denn das Theaterstück „Die Damen warten“, das im Studio des Schauspielhauses Salzburg in einem für sich schon schauderhaften Rosa-Deko-Zylinder (Ragna Heiny) und einer schamlos genüsslichen Regie (Caroline Richards) vonstatten geht, ist eine lose Sentenzensammlung: Jede Pointe ein Satz. Dieser Montage geben sich Susanne Wende, Ute Hamm, Martina Dähne, Bernadette Heidegger und ihr kitschig orgelnder rosa Horst (Magnus Pflüger) mit Hingabe solistisch anheim – bis sie plötzlich gemeinsame Sache machen und es dem Mann, nun ja: buchstäblich an den Kragen geht.
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