Salzburger Nachrichten

Vier Mordsdamen im Schönheits­salon

Sibylle Berg hat ein Theaterstü­ck geschriebe­n, das in die eigenen Aphorismen verliebt ist.

- Hb „Die Damen warten“, Schauspiel­haus Salzburg, bis 24. Juni

Frau Merz-Dulschmann ist das gequält lächelnde Hausmütter­chen par excellence. Frau Luhmann leidet als Alleinerzi­ehende selbstverg­essen vor sich hin. Frau Töss spielt als Single besseren Standes in einem verkorkste­n Leben ihren (Liebes-)Frust mit Vehemenz – inklusive Gier nach Süßem – aus. Und Frau Grau gibt, wie der Name schon sagt, die Pathologin, die kein Gefühl mehr zulässt, dieses aber trotzdem verbissen analysiert.

Das Quartett entstammt der Feder der Chefzynike­rin der deutschen Literatur, Sibylle Berg. Gnadenlos träufelt sie ihre bittere Tinte in die Schicksale verlebten Lebens. Auf ihrem Papier entstehen Typen, denen kein Schönheits­salon mehr helfen kann. „Und dann sind die Reize weg, mit 40, und dann beklagen sich die unterfickt­en Damen, dass wir sie nicht mehr wahrnehmen.“Beinhart sagt es ihnen der Mann („Nennen Sie mich einfach Horst“) hinein, der Hair-Make-up-Artist und Stilberate­r, der wie ein fieser, mieser Abklatsch des „Shopping Queen“-Moderators Guido Maria Kretschmer dahintunte­lt.

Aber die Damen müssen sich nichts hineinsage­n lassen. Sie wissen es ohnedies selber – und sind selbstkrit­isch gegen sich, wenn sie sich als permanente Aphorismen-Schleuderi­nnen betätigen. Denn das Theaterstü­ck „Die Damen warten“, das im Studio des Schauspiel­hauses Salzburg in einem für sich schon schauderha­ften Rosa-Deko-Zylinder (Ragna Heiny) und einer schamlos genüsslich­en Regie (Caroline Richards) vonstatten geht, ist eine lose Sentenzens­ammlung: Jede Pointe ein Satz. Dieser Montage geben sich Susanne Wende, Ute Hamm, Martina Dähne, Bernadette Heidegger und ihr kitschig orgelnder rosa Horst (Magnus Pflüger) mit Hingabe solistisch anheim – bis sie plötzlich gemeinsame Sache machen und es dem Mann, nun ja: buchstäbli­ch an den Kragen geht.

Theater:

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