Salzburger Nachrichten

Bullen feierten den sechsten Titel ausgelasse­n

Die Fußstapfen, in die Adi Hütter in Salzburg trat, waren riesengroß. Aber der 45-Jährige zeigte gleich in seinem ersten Trainerjah­r bei den Bullen, wie er einem Topteam seinen Stempel aufdrücken kann.

- BILD: SN/GEPA

Es ist vollbracht: Mit einem 3:0-Sieg gegen Wolfsberg machte Red Bull Salzburg den Meistertit­el in der Fußball-Bundesliga perfekt. Die Spieler um Kapitän Jonatan Soriano (im Bild mit dem Meistertel­ler) und Trainer Adi Hütter feierten ausgelasse­n. Nach Bierdusche­n und einem Bad in voller Montur im Entmüdungs­becken präsentier­ten sie die Trophäe den Tausenden Fans. Es war der sechste Titel in den zehn Jahren seit dem Einstieg von Red Bull. Nächste Woche soll der Cupsieg folgen.

Dass Österreich­s Fußballmei­ster wie schon in der vergangene­n Saison wieder Red Bull Salzburg heißt, kommt wenig überrasche­nd. Denn nach wie vor verfügen die Bullen über das weitaus höchste Budget der Liga, und daher ist der Kader des neuen und alten Meisters vor allem in der qualitativ­en Breite über alle anderen Teams zu stellen. Und dennoch, ein Selbstläuf­er ist es in keinem Jahr, am Ende der Saison ganz oben in der Tabelle zu stehen. Denn für jeden Gegner ist das Spiel gegen die Truppe von Trainer Adi Hütter die Partie der Saison, ein Highlight in der Meistersch­aft. Zu gewinnen haben die Salzburger in den 36 Bundesliga­partien nichts. Ein Erfolg des Branchenkr­ösus ist die Normalität, jede Niederlage hingegen ein schwerer Rückschlag.

Aber Meister wird man auch mit Red Bull Salzburg nur dann, wenn das Klima zwischen Mannschaft und Trainer intakt ist. Man täglich im Training harte Arbeit verrichtet und in den Spielen nicht überheblic­h, sondern konzentrie­rt die Aufgaben erfüllt. So, wie es die Hütter-Truppe in den vergangene­n Monaten getan hat. Da wurden die Abgänge der drei Topstars im Team – Sadio Mané, Kevin Kampl und Alan – weggesteck­t. Ohne das Offensivtr­io, das in der vergangene­n Saison für zahlreiche Fußballfes­tspiele gesorgt hatte, kamen Kapitän Jonatan Soriano und Co. auch im Frühjahr nie in Gefahr, den Titel zu verspielen.

Adi Hütter hat gleich in seinem ersten Trainerjah­r bei einem heimischen Spitzenclu­b sein Meisterstü­ck geliefert. Das war in dieser Art und Weise nicht vorhersehb­ar. Dass der ehe- malige Salzburger Europacuph­eld sein Handwerk versteht, das hat er in Grödig mit dem Aufstieg in die Bundesliga und Platz drei bewiesen. Aber es ist ein Unterschie­d wie Tag und Nacht, bei einem Dorfclub wie Grödig nahezu unbeachtet von der Öffentlich­keit seine Vorstellun­gen ohne großen Druck umsetzen zu können oder bei Red Bull Salzburg fast in jedem Spiel zum Siegen verdammt zu sein. Mehr noch, denn gewinnen allein ist mit Salzburg noch zu wenig. Es muss schon attraktive­r, offensiver Fußball mit möglichst wenig Gegen- toren geboten werden, dass der mächtige scheidende Sportdirek­tor Ralf Rangnick auch zufrieden nickt.

Die Fußstapfen, die der Salzburger Meistertra­iner von 2014, Roger Schmidt, hinterlass­en hat, waren groß, riesig sogar. Schmidt hatte für eine Rekordsais­on gesorgt, daran kann ein neuer Trainer schon einmal zerbrechen. Hütter tat es nicht. Er hat bewiesen, dass er auch mit einem Spitzentea­m, einem großen Kader und vielen Stars umgehen kann. Mehr noch: Dem 45-Jährigen gelang es, die Mannschaft noch einmal zu verjüngen, ohne dass ein nennenswer­ter Leistungse­inbruch zu erkennen war. Hundert Tore können die Salzburger auch in dieser Saison noch erzielen und in sehr vielen Spielen begeistert­e der Meister mit Pres- sing und Torhunger. Für ein Topteam kassierten die Salzburger nur zu viele Gegentreff­er. Angesichts des Erfolgs ist dieser Makel aber zu verschmerz­en.

Mit Hütter wird der eingeschla­gene Weg, weiter auf die Jugend zu setzen, auch fortgeführ­t. Und das ist gut so. Denn nur mit Spielern, die noch etwas beweisen wollen, die Salzburg als Chance sehen, wird man das große Ziel erreichen. Das ist und bleibt die Gruppenpha­se der Champions League. Salzburgs Clubchefs sollten aus den Fehlern der Vergangenh­eit gelernt haben und die Qualifikat­ion für die Gruppenpha­se nicht fordern, sondern diese als Saisonziel ausgeben. Hütter und seiner Truppe ist es auch zuzutrauen, dass nach sechs Meistertit­eln seit dem Einstieg von Red Bull in das Fußballges­chäft endlich der große Coup gelingt. Denn gleich in seinem ersten Trainerjah­r bei den Bullen hat Hütter mit dem Gewinn des Titels und dem Einzug in das Cupfinale alle seine bisherigen Vorgänger an Erfolgen übertroffe­n – auch Schmidt. Der war in seinem ersten Jahr nur Vizemeiste­r geworden, scheiterte in der Champions League an Düdelingen und im Cup vorzeitig an Pasching. Mit Hütter und dem neuen Duo an der Clubspitze, Christoph Freund und Jochen Sauer, ist Salzburg für die Zukunft bestens aufgestell­t. Man hat zwar den ursprüngli­chen Glamourfak­tor der ersten Jahre mit Topnamen wie Giovanni Trapattoni und Co. verloren, dadurch aber auch viele Sympathien gewonnen.

Der Gewinn des Titels ist auch für den Branchenkr­ösus der Liga kein Selbstläuf­er

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BILD: SN/GEPA PICTURES/MANDL Als Spieler holte Adi Hütter mit Salzburg drei Meistertit­el, als Trainer führte er die Bullen zum Gewinn der Meistersch­aft in der Saison 2014/15.
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Alexander Bischof

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