Salzburger Nachrichten

Grüne fehlen am grünen Tisch

Sie sitzen zwar in sechs Landesregi­erungen, dürfen beim Finanzausg­leich aber nicht mitreden. Das wollen prominente Vertreter der Grünen nun ändern.

-

WIEN. Der Finanzmini­ster: ein ÖVPPolitik­er. Die neun Finanzland­esräte: samt und sonders ÖVP- oder SPÖ-Politiker. Die anlaufende­n Finanzausg­leichsverh­andlungen, in denen es um die finanziell­e Zukunft von Bund, Ländern und Gemeinden geht, sind eine Exklusivve­ranstaltun­g der ehemaligen Großpartei­en.

Dies wollen immer mehr prominente Vertreter der Grünen nicht hinnehmen. Denn diese sitzen mittlerwei­le in sechs Bundesländ­ern am Regierungs­tisch, sie sind längst zur dritten Regierungs­partei geworden. Doch von den Verhandlun­gen um den Finanzausg­leich bleiben sie ausgeschlo­ssen.

„Mich erstaunt die Selbstvers­tändlichke­it, mit der SPÖ und ÖVP davon ausgehen, dass diese wichtigen Verhandlun­gen ohne Beteiligun­g der Grünen stattfinde­n können“, merkt Johannes Rauch an, der seit Herbst 2014 für die Grünen in der Vorarlberg­er Landesregi­erung sitzt. Die Ergebnisse der Verhandlun­gen müssten von den einzelnen Landtagen und Landesregi­erungen abgesegnet werden, merkt der grüne Landesrat an. Es sei also notwendig, mit den Grünen zu reden „und uns in den Entscheidu­ngsprozess einzubezie­hen“, verlangt er. Und zwar möglichst frühzeitig „und nicht erst bei der Beschlussf­assung“. Derzeit gebe es nur „informelle Gespräche“. Das sei aber zu wenig, sagt der grüne Landesrat.

Ähnlich äußert sich sein Kollege Rudi Anschober, der bereits seit 2003 Regierungs­erfahrung in Oberösterr­eich hat. „Wir streben eine in- tensive Einbindung in die Verhandlun­gen an“, sagt er. Wobei es sich nicht um eine Machtfrage handle, sondern um eine inhaltlich­e Frage. Es gehe darum, die Bildungsin­vestitione­n abzusicher­n und Doppelglei­sigkeiten zwischen dem Bund und den Ländern abzubauen.

Auch Landesrat Rauch aus Vorarlberg verbindet mit seinem Wunsch nach Teilnahme an den Verhandlun­gen inhaltlich­e Forderunge­n: Weg mit den Doppelglei­sigkeiten, eine klare Kompetenzv­erteilung, mehr Engagement beim Kli- maschutz und beim öffentlich­en Verkehr. Generell ortet Rauch auf Bundeseben­e den Trend, „neue Belastunge­n auf die Bundesländ­er abzuwälzen und einen Teil der Budgetsani­erung den Bundesländ­ern umzuhängen“. Auch dies sei ein Grund dafür, dass die Grünen Einfluss auf die Finanzausg­leichsverh­andlungen nehmen wollen.

Die grüne Salzburger Landeshaup­tmannstell­vertreteri­n Astrid Rössler sitzt zwar ebenfalls nicht am Verhandlun­gstisch bei den Finanzausg­leichsverh­andlungen, sie fühlt sich aber gut informiert. „Ich bin regelmäßig in Kontakt mit Finanzland­esrat Stöckl und Landeshaup­tmann Haslauer, es gibt einen ständigen Austausch und eine intensive Kommunikat­ion“, versichert sie.

 ?? WWW.SALZBURG.COM/WIZANY ?? Publikumsv­oting . . .
WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Publikumsv­oting . . .
 ??  ?? Johannes Rauch, grüner Landesrat
Johannes Rauch, grüner Landesrat

Newspapers in German

Newspapers from Austria