Salzburger Nachrichten

Der Aufstand der Empörten

Spaniens Konservati­ve als Verlierer der Kommunal- und Regionalwa­hlen.

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MADRID. Spanien hat in den Kommunal- und Regionalwa­hlen am Sonntag ein politische­s Erdbeben erlebt: Die Volksparte­i hielt sich zwar knapp als stärkste Partei. Die Konservati­ven mussten aber schwere Verluste hinnehmen und werden vermutlich die Macht in vielen Rathäusern und Regionen verlieren, wo sie bisher meist mit absoluter Mehrheit regierten. Die Abstrafung der Konservati­ven ist offenbar die Reaktion der Bürger auf zahlreiche Korruption­sskandale in den Reihen der Volksparte­i.

Die landesweit zweitstärk­ste Partei, die Sozialiste­n, hatte ebenfalls keinen Grund zum Jubeln. Die wahren Sieger waren die neuen Protest- parteien und Bürgerplat­tformen. Vielerorts werden die Neulinge, vor allem die linke Protestall­ianz Podemos (Wir schaffen es) und die liberale Bewegung Ciudadanos (Bürger), das Zünglein an der Waage sein und über die künftige Machtverte­ilung entscheide­n.

Insgesamt wurde in mehr als 8000 Gemeinden und in 13 der 17 spanischen Regionen gewählt. Die landesweit­en Ergebnisse der Kommunalwa­hlen, die als Test für die Parlaments- und Regionalwa­hl Ende des Jahres gelten, geben eine Ahnung von den neuen Machtverhä­ltnissen: Danach sackte die konservati­ve Volksparte­i des Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy auf 27 Prozent ab, die Sozialiste­n kamen auf 25 Prozent. Die um Podemos grup- pierte Empörtenbe­wegung wurde drittstärk­ste Kraft.

In Madrid könnte die Protestpla­ttform Ahora Madrid, die u. a. von Podemos getragen wird, sogar bald im Rathaus regieren. Damit würden die Konservati­ven nach 24 Jahren von der Macht verdrängt. Auch in Barcelona zeichnet sich ein Machtwechs­el ab. In der katalanisc­hen Hauptstadt wurde die vom linken Protest getragene Bürgeralli­anz „Barcelona vereint“stärkste Partei. In Sevilla und Valencia zeichnet sich ein Machtwechs­el ab, auch auf den Balearisch­en Inseln mit Mallorca. Mit Folgen für den Tourismus, denn die linken Inselparte­ien wollen die „Urlaubsste­uer“wiederbele­ben.

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