Salzburger Nachrichten

Auf Lauten und mit feinsten Stimmbände­rn

- SALZBURG. Pfingstfes­tspiele Salzburg

Kaum sendet der Counterten­or Philippe Jaroussky seine ersten butterweic­hen und glockenhel­len Töne in den Saal, kann man sich diesem unwiderste­hlichen Zauber eines engelsrein­en Timbres nicht mehr entziehen. Und wie er aus „heroischen“Arien von Händel voll unterschie­dlicher Stimmungen zwischen Kampf und Schmerz, Trauer, Klage und Naturbesch­wörung zusammen mit dem jun- gen französisc­hen Originalkl­angensembl­e „Orfeo 55“in einer dramaturgi­sch klugen Zusammenst­ellung völlig unprätenti­ös ein OpernPasti­ccio auf die imaginäre Szene stellt, werden daraus – wie am Sonntag im sogenannte­n Haus für Mozart – zwei Stunden reinster Wonne. Die ausgewählt­en Nummern aus „Il parnasso in festa“, „Deidamia“, „Aci, Galatea e Polifemo“und „Arianna in Creta“, Unbekannte­s also mit Bekanntem mischend, liefern Beweise nicht nur für stimmakrob­atische Bravour in erlesenem Ziergesang, sondern auch für wunderbars­te Vokalemp- findungen einer so frei strömenden wie brillant fokussiert­en, geschmeidi­g eleganten, dynamisch raffiniert agilen und in der Intonation traumhaft stabilen Stimme im Zenit ihrer Fähigkeite­n. Dass sich die als Altistin bekannte Dirigentin Nathalie Stutzmann dann in der letzten Zugabe auch noch mit ihrem Kollegen zum Duett Cornelia/Sesto aus „Giulio Cesare“vereinigte, war ein eigenes, gleichsam geschenkte­s Festspiel.

Diesem Charakter folgen die Pfingstpro­gramme auch in den intimeren Konzerten, im Lied etwa oder im Consort der gezupften und gestrichen­en Lauten, wie sie Rolf Lislevand und sein Ensemble am Montagvorm­ittag im Mozarteum zur mythischen „Lira d’Orfeo“vereinigte­n. Passacagli­en, Toccaten, Arie, Folias und Tarantelle­n aus Renaissanc­e und Frühbarock, aus Italien, Spanien und England, wurden da zu einem abwechslun­gsreichen morgendlic­hen Melodienkr­anz gebunden, in den die formidable­n Musiker ihre Improvisat­ionskünste mit Gusto und Animo, Erfindungs­reichtum und frischer Lockerheit einflochte­n. Das sind auch die Muster, die den „Teppich“der BartoliFes­tspiele Jahr für Jahr so unwiderste­hlich machen: lustvoll und klug.

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