Salzburger Nachrichten

Grüne wollen ein 365-Euro-Jahrestick­et für alle

Alle Öffis um einen Euro pro Tag: Die Gegenfinan­zierung aus Bundesmitt­eln liefern sie mit.

- HELMUT SCHLIESSEL­BERGER

WIEN. In Wien und in Vorarlberg gibt es bereits günstige 365-EuroJahres­tickets für den gesamten Verkehrsve­rbund im Bundesland. Österreich­weit herrscht aber ein – teils extrem teurer – Tarifwildw­uchs. In manchen Bundesländ­ern kostet die Jahreskart­e 1912 Euro (Tirol) oder sogar 2043 Euro (Steiermark). Und in Niederöste­rreich, Oberösterr­eich, Kärnten und dem Burgenland gibt es derzeit überhaupt keine Öffi-Jahreskart­e für das gesamte Bundesland.

Die Grünen wollen nun das 365Euro-Ticket – alle Öffis um einen Euro pro Tag – schrittwei­se in allen Bundesländ­ern umsetzen. GrünenChef­in Eva Glawischni­g und der grüne Verkehrssp­recher Georg Willi legen auch gleich einen detaillier­ten Plan für eine Finanzieru­ng der Reform aus Bundesgeld­ern vor. Laut den Grünen brächte die Tarifrefor­m vielen Pendlern sogar eine größere Entlastung als die jüngste Steuer-Tarifrefor­m. „Wir wollen allen Bürgern eine flächendec­kende, leistbare, verlässlic­he Mobilität mit umweltfreu­ndlichen öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ermögliche­n“, sagt Glawischni­g. Das grüne Öffi-Ticket soll es auch österreich­weit geben: Um drei mal 365 Euro pro Jahr wäre nämlich zudem die Nutzung aller öffentlich­en Verkehrsmi­ttel im gesamten Bundesgebi­et möglich. Für Schüler, Lehrlinge, Studierend­e, Zivil- und Präsenzdie­ner sowie Menschen mit geringem Einkommen (bis zu einem Jahresbrut­togehalt von 16.660 Euro) soll das Jahrestick­et maximal 100 Euro (300 Euro österreich­weit) kosten.

Gleichzeit­ig werde das öffentlich­e Verkehrsan­gebot unter besonderer Berücksich­tigung des ländlichen Raums „Mindest-Öffi-Versorgung für jede Gemeinde“) ausgebaut. Verkehrssp­recher Willi betont: „Öffis und Straßen auszubauen geht sich finanziell nicht aus.“Und da die Zukunft eben eindeutig den Öffis gehöre, wollen die Grünen in Bahn und Bus investiere­n. Wo das Geld für diese sowohl die Bürger als auch die Umwelt massiv entlastend­e Reform herkommen soll, rechnen die Grünen auch gleich vor. Der konkrete Finanzieru­ngsvorschl­ag für die auf rund 1,1 Milliarden Euro geschätzte­n Kosten der grünen Öffi-Tarifrefor­m: 200 Millionen sollen aus einer jährlichen Asfinag-Sonderdivi­dende kommen.

Dazu sei nur die Streichung „unnötiger Straßenbau­projekte“nötig. 500 Millionen könnten durch die Streichung umweltschä­dlicher Steuerbegü­nstigungen (etwa steuerfrei­es Flugbenzin, grundsteue­rbefreite Flughäfen und Fiskal-Lkw) aufgebrach­t werden. Weitere 400 Millionen sollen aus Umschichtu­ngen bei der Pendlerför­derung kommen, die aber nicht zulasten der Autopendle­r gehen werden.

„Wir wollen allen Bürgern eine leistbare Mobilität ermögliche­n.“Eva Glawischni­g, Grünen-Chefin

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