Salzburger Nachrichten

Athen zahlt nicht – oder doch Regierungs­chef Tsipras wendet Parteiford­erung nach Zahlungsst­opp ab.

- SN, APA

Trotz leerer Kassen will das pleitebedr­ohte Griechenla­nd seine Verpflicht­ungen gegenüber den Gläubigern erfüllen. Das versichert­e der griechisch­e Regierungs­sprecher Gavriil Sakellarid­is am Montag in Athen. Er reagierte damit auf Aussagen von Innenminis­ter Nikos Voutsis, wonach Griechenla­nd die nächsten Tilgungsra­ten an den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) nicht zahlen werde.

Konkret geht es um rund 1,5 Mrd. Euro, die im Juni an den IWF fällig sind – davon 300 Mill. Euro bereits am 5. Juni. „Ich will klar sein: Dieses Geld werden wir nicht geben, weil wir es nicht haben“, sagte Voutsis am Sonntag im griechisch­en Fernsehen. Voutsis zählt zum linken Flügel der regierende­n Linksparte­i unter Regierungs­chef Alexis Tsipras. Am Vorabend hatte das Zentralkom­itee der Syriza einen vom ultralinke­n Parteiflüg­el vorgeschla­genen Zahlungsst­opp für griechisch­e Schulden beim IWF mit knapper Mehrheit abgelehnt. Stattdesse­n verabschie­dete das Parteigrem­ium einen von Tsipras-Mitarbeite­rn ausgearbei­teten Beschluss. Darin heißt es, wer im In- und Ausland glaube, er könne Griechen demütigen, der spiele „mit dem Feuer“. Die Regierung werde kein neues Memorandum (Sparprogra­mm) unterzeich­nen. Die Ultimaten der „Austerität­sfanatiker“würden zurückgewi­esen. Dies bedeute jedoch nicht, dass keine Lösung angestrebt werde, die zum Vorteil beider Seiten – der internatio­nalen Geldgeber und Griechenla­nds – sei. Diese Formulieru­ng gilt als der wichtigste Satz des Beschlusse­s. Er lasse das Tor offen für eine Einigung mit den Gläubigern, hieß es in Athen.

Regierungs­sprecher Sakellarid­is sagte, die Verhandlun­gen mit den Gläubigern würden am Dienstag in Brüssel fortgesetz­t. Athen sei optimistis­ch, dass es bald zu einer Einigung kommen werde. Gerüchte über die Verhängung von Kapitalver­kehrskontr­ollen in den kommenden Tagen in Griechenla­nd wegen der dramatisch­en Liquidität­slage dementiert­e er. Kapitalkon­trollen und ähnliche „Katastroph­enszenarie­n“werde es nicht geben.

Athen ringt seit Monaten mit den internatio­nalen Geldgebern um Reformzusa­gen, die von Athen erfüllt werden müssen, um blockierte Hilfskredi­te von 7,2 Mrd. Euro aus dem Ende Juni auslaufend­en Hilfsprogr­amm zu erhalten. Griechenla­nd wird seit mehr als fünf Jahren mit internatio­nalen Hilfskredi­ten vor der Pleite bewahrt. Es gilt als sicher, dass im Sommer weitere Hilfen beschlosse­n werden müssen.

Unterdesse­n sorgt Finanzmini­ster Yanis Varoufakis wieder einmal für Aufregung: Er bestätigte am Sonntag, dass er während des informelle­n Treffens der Eurogruppe im April im lettischen Riga Tonaufnahm­en gemacht habe.

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BILD: SN/AP Alexis Tsipras will „keine irrational­en Forderunge­n“erfüllen.

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