Deutsche aus der Tschechoslowakei
In Ihrem Artikel vom 16. Mai sprechen Sie von Deutschen aus der Tschechoslowakei. Auch meine Familie wurde 1945 aus der Tschechoslowakei vertrieben. Wir wurden im aufgelassenen KZ Ebensee einquartiert (Baracke am Berg). Von der dort lebenden Bevölkerung haben wir nur Gutes erfahren. Mein Vater kam aus einer altösterreichischen Familie und hat sich immer als Österreicher gefühlt und er war überglücklich, als wir 1955 die österreichische Staatsbürgerschaft erhielten. Barbara Rogers Kleinfirma mit fünf tüchtigen Mitarbeitern ist ein „Dienst nur nach Vorschrift“kaum durchführbar. In den SN vom 11. 5. widmet sich Ihr Journalist Andreas Koller ebenfalls diesem Thema und fragt zugleich, warum niemand gegen Behördenwillkür protestiert. Ganz einfach, weil pragmatisierte (unkündbare) Behördenvertreter unsinnige praxisfremde Gesetze erstellen, die teils ohne Kontrolle zur Praxis mitunter nur durchgewinkt werden. Weitere Auseinandersetzungen mit dem Betriebsprüfer sind zwecklos, da dieser nur nach dem bestehenden Gesetz handeln muss. Inwieweit sich der Prüfer dann erhaben vorkommt, ist eine eigene Geschichte. Jedenfalls kann er einem tüchtigen, zielstrebigen Unternehmer extrem zusetzen und zur Aufgabe zwingen. Beispiel gefällig: Wenn Firmenchefs Leute statt im Freien in einer ungeheizten Halle arbeiten lassen, muss man lt. WKO mit einer Strafe bis 8324 Euro rechnen. Kein Scherz, achttausenddreihundertvierundzwanzig Euro Strafe. Es ist gar nicht leicht, die Vielfalt von ernsten Themen aufzuzählen, denen sich ein Gewerbetreibender stellen oder in die er erst hineinwachsen muss. Ein Vergleich mit einem Zehnkämpfer in der Leichtathletik ist nicht falsch. Und die Aufträge kommen nicht von selbst herein, wie mancher Laie sich das vorstellt. Mancher Jungunternehmer gibt in Österreich auf, weil das Finanzamt hemmungslos kassiert. Auch mir ist beinahe die Luft ausgegangen, als ich nach einigen Jahren Durststrecke endlich ein wirtschaftlich gutes Jahr hatte. Das besagte Finanzamt meldete sich, was zu erwarten war, aber gleich mit einer vollen Vorauszahlung der Steuer auch für das kommende Jahr. Diese Brocken sind vielen Leuten nicht bekannt, dass wir auch Vorauszahler für den Staat sind. Und wie wirtschaftet der? Wir schauen nur fassungslos zu, wie immer neue Unsummen an Staatsschulden hinzukommen. Fakt ist, dass Klein- und Mittelbetriebe zwar den Großteil der Steuern tragen, überwiegend verbindliche Arbeitgeber sind, Flauten in der Wirtschaft besser überstehen als Großbetriebe, jedoch als Sündenböcke rascher deklariert und an den Pranger gestellt werden, weil sie sich nicht wehren. Es ist an der Zeit, die Probleme aufzuzeigen und Unsinniges abzustellen und nicht unser Volkspotenzial zu diffamieren. Gerhard Beyer