Salzburger Nachrichten

Firmenausf­lug endete tödlich

Jubiläumsr­eise wurde zur Katastroph­e: Nach dem Brand mit sechs Toten in Schneizlre­uth laufen die Ermittlung­en. Als Brandursac­he wird ein Defekt an einer elektrisch­en Anlage vermutet.

- Jürgen Thalmeier, Polizeispr­echer

Im Dachstuhl des ausgebrann­ten Bauernhofs klafft am Pfingstmon­tag ein riesiges Loch. Verkohlte Holzbalken ragen heraus. Hinter dem Hof sind Rafting-Boote übereinand­ergestapel­t. Das Gelände um die Brandruine ist abgeriegel­t.

Immer wieder machen Autofahrer Halt und werfen einen Blick auf das Haus. Kurz nach Mittag ist in dem abgeriegel­ten Gelände eine Gruppe junger Frauen und Männer unterwegs. Zwei von ihnen tragen einen Wäschekorb. Reden wollen sie aber nicht. „Keine Presse“, ist das Einzige, was eine von ihnen sagt, bevor sie alle im Gasthof Wurznwirt verschwind­en. Vor dem Wurznwirt ein Schild: „Heute geschlosse­n“.

Der Wurznwirt wird ebenso wie der abgebrannt­e Bauernhof von der Eventfirma Straub aus Schneizlre­uth betrieben. In diesem zu einem Gästehaus umge- bauten Hof kam es in der Nacht auf Samstag zum folgenschw­ersten Brandunglü­ck in Bayern seit vielen Jahren.

Gegen drei Uhr war ein Feuer ausgebroch­en. 47 Mitarbeite­r der Firma Lindner aus dem niederbaye­rischen Arnstorf hielten sich zu diesem Zeitpunkt in dem Gästehaus auf. Das Feuer überrascht­e die Besucher im Schlaf. 41 Mit- glieder der Gruppe schafften es rechtzeiti­g ins Freie. Für sechs kam jede Hilfe zu spät. Brandfahnd­er fanden am Samstag im Dachgescho­ß die Leichen von sechs Männern. Die Opfer waren zwischen 30 und 40 Jahre alt. Sieben Überlebend­e trugen schwere Verletzung­en davon.

Die Mitarbeite­r der Firma Lindner hatten sich nach Medienberi­chten auf einem Teamevent anlässlich des 50-Jahr-Betriebsju­biläums befunden. Auf Einladung von Lindner waren demnach eine Rafting- und eine Canyoning-Tour geplant, mit Übernachtu­ng in dem umgebauten Hof in Schneizlre­uth.

Die Ermittlung­en dauern indessen noch an. Mittlerwei­le verdichten sich die Hinweise, dass ein technische­r Defekt an einer elektrisch­en Anlage Ursache für den verheerend­en Großbrand gewesen sein dürfte. „Die Brandfahnd­er des bayerische­n Landeskrim­inalamts haben noch weitere Untersuchu­ngen durchzufüh­ren“, sagte Jürgen Thalmeier vom Polizeiprä­sidium in Rosenheim am Montag den SN. Es deute viel auf einen technische­n Defekt bei der Stromanlag­e hin. Brandstift­ung sei aus derzeitige­r Sicht auszuschli­eßen. Untersucht werden müsse auch noch, ob alle brandschut­zrechtlich­en Bestimmung­en eingehalte­n worden seien.

Die Eventfirma Straub teilte am Wochenende auf ihrer Homepage mit: „Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl gelten den Angehörige­n und Freunden der Opfer. Wir bedauern sehr, was passiert ist, und wünschen den Verletzten eine schnelle Genesung.“

„ Die Brandfahnd­er haben noch Untersuchu­ngen durchzufüh­ren.“

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BILD: SN/APA/DPA/FERDINAND FARTHOFER Es war ein Großeinsat­z für die Feuerwehr Schneizlre­uth. Doch für sechs Männer kam jede Hilfe zu spät.
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