Salzburger Nachrichten

Die Justiz zieht mit brisanten Altlasten um

Die Causa ASKÖ, der Fall zweier getöteter Arbeiter in Lend oder der Prozess gegen einen Baumeister: Mehrere Verfahren ziehen sich schon über Jahre.

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Landesgeri­cht und Staatsanwa­ltschaft sind im Übersiedlu­ngsstress: Sowohl Straf- als auch Ziviljusti­z sind jetzt für drei Jahre im ehemaligen Zollamt in der Weiserstra­ße in SalzburgSc­hallmoos untergebra­cht – das Landesgeri­chtsgebäud­e am Rudolfspla­tz wird bekanntlic­h generalsan­iert. Mit Richtern, Staatsanwä­lten und Justizbedi­ensteten ins Ersatzquar­tier wandern auch dicke Aktenordne­r aus gleich mehreren brisanten Strafverfa­hren, die alle schon seit Jahren anhängig sind.

Bereits im März 2012 waren bei einem schrecklic­hen Arbeitsunf­all im Aluminiumw­erk der SAG in Lend zwei Arbeiter getötet worden. Die Staatsanwa­ltschaft leitete damals ein Ermittlung­sverfahren gegen „unbekannte Täter“und dann gegen mehrere konkrete Personen ein. Ermittelt wurde in der Folge auch gegen das Unternehme­n selbst – nach dem Verbandsve­rantwortli­chkeitsges­etz. Allein: Auch 38 Monate später sind die Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen, wie Marcus Neher, der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, am Montag auf SN-Anfrage bestätigte.

Die zwei Arbeiter waren am 8. März 2012 in einem Vorwärmofe­n bis zur Unkenntlic­hkeit verbrannt: Erste Erhebungen ergaben, dass ein Arbeitskol­lege irrtümlich die Tür geschlosse­n und den Heizvorgan­g gestartet hatte, weil es keine Hinweise gegeben haben soll, dass sich jemand in der Kammer aufhalten könnte.

Fast ebenso lang – seit Sommer 2012 – ist bei der Staatsanwa­lt- schaft das auch politisch brisante Ermittlung­sverfahren gegen Franz Karner, Ex-Präsident des Sportverba­nds ASKÖ Salzburg, anhängig. Es geht um den Verdacht der Untreue sowie um den Verdacht des Förderungs­missbrauch­s bei Sporteinri­chtungen mit Bund sowie Land und Stadt Salzburg als Geschädigt­en. Laut Behördensp­recher Neher könnte „der umfangreic­he Akt bis Ende Juni enderledig­t sein“.

Bereits seit Jahren im Prozesssta­dium sind die Verfahren gegen den Flachgauer Baumeister Markus Voglreiter und einen deutschen Arzt. Im Prozess wegen Steuerhint­erziehung gegen den minimal geständige­n Baumeister ist mittlerwei­le die siebte (!) Richterin tätig; unter ihrem Vorsitz startete das Schöffenve­rfahren erst kürzlich von Neuem. Den allererste­n Prozesster­min gab es im März 2011.

Seit Jänner 2012 läuft die Hauptverha­ndlung gegen den besagten Arzt wegen des Verdachts des Betrugs. Er bestreitet vehement, Krebspatie­nten im Endstadium einen Behandlung­serfolg versproche­n und Geld kassiert zu haben, obwohl seine Eigenblutt­herapie wissenscha­ftlich unbestätig­t sei. Über seinen Verteidige­r lehnt der Arzt unter anderem alle im Prozess auftretend­en Gutachter ab – teils mit Erfolg.

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BILD: SN/RATZER Marcus Neher, der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft.

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