Chinas Aufrüstung verschreckt die Nachbarn
Peking will eigene Grenzen künftig auch mit Marineeinheiten auf hoher See verteidigen.
PEKING. China hat am Dienstag eine neue Strategie für den Ausbau seiner Streitkräfte vorgestellt – und seine Nachbarn damit vor den Kopf gestoßen. Eine „aktive Verteidigung“durch „taktische Angriffsfähigkeiten“soll die Sicherheit des Landes erhöhen, heißt es in einem neuen Militär-Weißbuch. Ein Ausbau der Marine soll den Schutz der Heimat demnach auch „auf dem offenen Meer“ermöglichen.
Hochrangige Militärs betonten, der Ausbau des Militärs diene friedlichen Zwecken. An der Version von der friedlichen Aufrüstung hegen die Nachbarländer jedoch Zweifel. China wird sich wohl daran halten, mit den neuen militärischen Fähigkeiten nur „die eigenen Grenzen zu schützen“. Doch auf offiziellen chinesischen Karten laufen diese Grenzen zum Teil durch Gebiete, auf die auch andere Staaten Anspruch erheben – oft Hunderte Meilen jenseits der international akzeptierten Zwölfmeilenzone.
Auffällig: Ebenfalls am Dienstag legte das Transportministerium die Grundsteine für zwei Leuchttürme, die mitten im Meer zwischen Vietnam, den Philippinen und Malaysia auf einsamen Riffen entstehen sollen. China will durch solche Bau- projekte seinen Anspruch auf diese Seegebiete untermauern.
Wenn die Militärs in Peking also vom „Schutz der eigenen Grenzen“sprechen, klingt das in den Ohren von Nachbarländern wie Vietnam und Malaysia hoch bedrohlich – von den eigenen Stränden aus liegt die Seegrenze nach chinesischer Version in Sichtweite. Das erklärt die immer häufigeren Zwischenfälle mit US-Aufklärungsflugzeugen. Amerika und seine Verbündeten erkennen die großzügige chinesische Auffassung des eigenen Territoriums nicht an. Sie sticheln daher, indem sie Flugzeuge und Schiffe in die umstrittenen Gebiete schicken.