Zweite Chance der Maturanten
Heute wird bekannt, wie viele Maturanten die Zentralmatura bestanden haben. Die SN holten ein erstes Stimmungsbild aus den Bundesländern ein.
WIEN. „Blöd gelaufen“, sagt Alain dazu, dass er den Vierer bei der Zentralmatura in Mathematik um gerade einmal zwei Punkte versäumt hat. Bereits vergangene Woche verrieten die Lehrer den Maturanten ihre Noten. Heute veröffentlicht nun das Bildungsministerium die Gesamtstatistik, wie die Zentralmatura österreichweit ausgefallen ist.
Vergleiche mit früheren Matura-Ergebnissen lassen sich daraus aus mehreren Gründen aber keine ziehen. Erstens gab es bisher keine zentrale Erfassung der Resultate auf die schriftliche Maturaprüfung. Zweitens enthält die Auflistung, die das Bifie heute vorlegt, nur eine Aufstellung, wie viele Maturantinnen und Maturanten in den Bundesländern und in ganz Österreich die Matura positiv bestanden haben oder durchgefallen sind. Konkrete Noten werden (noch) nicht veröffentlicht. Schließlich haben Fünferkandidaten wie Alain die Chance, sich ihren „Fleck“durch sogenannte Kompensationsprüfungen auszubessern. Diese finden am 1. und 2. Juni in ganz Österreich statt.
Wie bei der schriftlichen Zentralmatura gibt das Bifie auch dabei die Fragen vor. Alain wurde von seiner Mathematiklehrerin bereits darüber informiert, dass er binnen einer halben Stunde fünf Beispiele zu lösen hat und die Ergebnisse dann einer Prüfungskommission präsentieren muss. Diese besteht aus dem Klassenlehrer, einem Beisitzer, dem Vorsitzenden der Maturakommission, dem Klassenvorstand sowie der Schuldirektorin.
Das Antreten bei den Kompensationsprüfungen ist freiwillig. Wer sich dagegen entscheidet und etwa stattdessen für die mündliche Matura lernen will, muss beim nächsten Maturatermin im Herbst im betroffenen Fach noch einmal antreten. Das will sich Alain nicht antun. „Ich will in Ruhe auf unsere Maturareise fahren können, ohne mir Gedanken über die Schule machen zu müssen“, sagt er. Außerdem setze Alain darauf, bei der Kompensationsprüfung gut abzuschneiden. Schließlich werden dabei lediglich jene Aufgabenarten abgefragt, bei denen Mathe-Grundkenntnisse verlangt sind. „Ich habe mir meine Mathe-Matura angesehen und muss sagen, dass ich im Nachhinein viel mehr gewusst habe“, sagt er.
In Alains Schule, dem Salzburger Christian-Doppler-Gymnasium, soll es insgesamt acht Fünfer auf die schriftliche Zentralmatura in Mathematik und einen in Englisch gegeben haben. Insgesamt soll die Zentralmatura in Salzburg durchwachsen ausgefallen sein. In Oberösterreich zeigt man sich hingegen zufrieden. Dort rechnet man mit weniger als den sieben bis neun Prozent Fünfern in Mathematik wie bisher. „Es gibt weniger Fünfer, aber auch weniger Einser“, heißt es vonseiten des niederösterreichischen Landesschulrats.
Drei der Fünfer in Niederösterreich fallen auf das Militärgymnasium in Wiener Neustadt. Dort hatte ein Lehrer vier Mathe-MaturaArbeiten manipuliert. Zwei davon hatte er mit einem Genügend anstelle eines Nicht genügend benotet, eine hatte die Schülerin unter seiner Anleitung „verbessert“. Der Lehrer wurde bereits suspendiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jenem Vorarlberger Lehrer, der bei der Mathe-Matura Falsches als Richtiges gewertet hatte, droht ebenso ein Disziplinarverfahren.
Alain hofft, dass er einen Einser auf die Kompensationsprüfung schafft. Dieser würde mit seinem Fünfer in der Gesamtbenotung zusammengezählt werden. Was einen Dreier in Mathe im Maturazeugnis ergeben würde.