Salzburger Nachrichten

Steuersünd­er XY, bitte melden!

Kritik an Schweizer Umgang mit mutmaßlich­en Steuerhint­erziehern.

- Alexandre Dumas, ESTV mg

Medienberi­chte über die Veröffentl­ichung von Namen mutmaßlich­er Steuerhint­erzieher in der Schweiz sorgen vor allem in Deutschlan­d für Aufregung. Bei der Eidgenössi­schen Steuerverw­altung (ESTV) kann man das nicht nachvollzi­ehen. Die Praxis sei seit vier Jahren üblich, sagt Alexandre Dumas, Leiter des Informatio­nsdienstes für Steuersach­en in der ESTV.

Dass im Schweizer Bundesblat­t Namen oder Firmen genannt werden, zu denen es Amtshilfee­rsuchen aus dem Ausland gibt, sei „die Ultima Ratio“. In der Regel erfolge die Kontaktauf­nahme über die Schweizer Adresse oder die Bank. Gelinge das nicht und lasse das Ursprungsl­and keine direkte Kontaktnah­me im Ausland zu, bleibe nur die Bitte im Internet um Kontaktauf­nahme. „Wir versuchen das Verhältnis zwischen Vertraulic­hkeitsgrun­dsatz und rechtliche­m Gehör so gut wie möglich zu wahren“, sagt Dumas, „aber irgendwie müssen wir diese Menschen kontaktier­en.“

Die Zahl der Amtshilfee­rsuchen an die Schweiz ist zuletzt explodiert. Das ist eine Folge der Steuerabko­mmen, die auf Druck der EU und der USA mit immer mehr Ländern geschlosse­n wurden. 2011 gab es 300 Amtshilfee­rsuchen, 2014 waren es schon 2000. Proportion­al steigen die Veröffentl­ichungen. Österreich hat seit 2012 ein Abkommen mit der Schweiz, das auch Amtshilfe vorsieht. 2014 wurde die Schweiz laut Finanzmini­sterium 17 Mal ersucht, Nachschau wegen des Verdachts von Steuerverg­ehen zu halten, heuer waren es bis Mai bereits 15. Der Grund: Die Finanzämte­r kommen mit ihren Prüfungen beim Jahr 2012 an und fragen nach. Aktuell finden sich keine Österreich­er im Schweizer Bundesblat­t, zu denen Kontakt gesucht wird.

Der deutsche Grüne Sven Giegold sieht in der Namensnenn­ung einen Verstoß gegen Bürgerrech­te. Schließlic­h seien die Betroffene­n nicht verurteilt. Dies sei nicht mit dem deutschen Steuergehe­imnis vereinbar, sagte auch Peter-Jürgen Schneider, Finanzmini­ster Niedersach­sens.

„Irgendwie müssen wir die Menschen kontaktier­en.“

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