Thiem sieht sich nicht als Favorit
Österreichs Tennis-Jungstar hält in Paris den Ball noch flach.
Vier bis fünf Kilogramm weniger, Bundesheer-Pflicht erfüllt und erstes ATP-Turnier gewonnen: Österreichs Tennisstar Dominic Thiem hat im 22. Lebensjahr einiges erlebt und das zeigt sich nach einer Ernährungsumstellung auch in etwas männlicheren Zügen. Seinen Mann stellen muss der Niederösterreicher auch heute, Mittwoch, in der zweiten French-Open-Runde gegen Pablo Cuevas. Thiem sieht sich als Außenseiter.
Österreichs Nummer eins hat sich nach einer beim BundesheerWehrdienst erlittenen und verschleppten Verkühlung zu Saisonbeginn mehr als erfangen. Mit nunmehr sechs Siegen in Serie blickt er zurück auf diese schwierige Phase. „Es war nicht leicht am Anfang des Jahres, weil ich die ganze Vorbereitung verpasst habe.“
Auch wenn er sich in seinem körperlichen Werdegang als Spätentwickler sieht, ein wenig abgehärtet hat ihn die Zeit auf der Tour schon. „Ich fühle mich nicht wirklich wie 21, ich fühl mich schon noch jünger, wie 19, 20. Aber es ist ganz normal, dass ich jetzt zum Mann werde.“Sein Kampfgewicht hat er nach einer Ernährungsumstellung auf 79 kg bei 1,85 m Größe reduziert. „Das hat von der Wendigkeit und Beweglichkeit sicher nur Vorteile gebracht“, weiß der Weltranglisten31. Wesentliches Credo in Sachen Nahrungsaufnahme: kein Zucker.
Privat hat sich Thiem vorgenom- men, mehr zu lesen. „Ein bisschen verfallen“ist er dem Thema Ernährungsumstellung. „Da lese ich extrem viel darüber und über gesunden Lebensstil. Ich versuche auch generell mehr zu lesen und ein bisserl vom Handy wegzukommen“, verrät Thiem.
Seit Kurzem hat Thiem übrigens auch den Schweden Joakim Nyström als Touring-Coach zur Verfügung, wenn sein Hauptcoach Günter Bresnik einmal nicht mit ihm reist. Beim Blick auf den Zweitrundengegner ist Thiem keinesfalls übertrieben optimistisch. Auch wenn es sich im Vergleich zum Vorjahr, als er gegen Rafael Nadal ebenfalls in der zweiten Runde Lehrgeld zahlen musste, „nur“um Pablo Cuevas aus Uruguay, die Nummer 21 des Turniers handelt. „Ich glaube nicht, dass ich der Favorit bin“, sagte Thiem. Der 29-jährige Cuevas hat in diesem Jahr schon gute Leistungen, u. a. einen Titel in São Paulo und ein starkes Finale in Istanbul gegen Roger Federer gezeigt.
„Natürlich ist das jetzt die längste Serie an Siegen, die ich gehabt habe“, erklärt der Lichtenwörther bezugnehmend auf die ATP-Tour. Apropos Vergleich mit den Jungen: Thiem beobachtet immer noch gern, wie sich seine Altersklasse im Ranking schlägt. Den Ehrgeiz, auch der Beste zu sein, ist da. „Sicher, ich will nicht lügen, ich schaue sicher drauf.“Lediglich Nick Kyrgios, der erst am 27. April 20 Jahre alt wurde, ist als 30. der Weltrangliste unmittelbar vor ihm und jünger als Thiem.