„Manche Orte tun nichts. Das geht sicher nicht“
LH Wilfried Haslauer erteilt dem Bad Gasteiner Bürgermeister eine Abfuhr. Das Quartier werde in dieser Notsituation gebraucht. Von der Kaserne in Tamsweg als Asylunterkunft will er aber weiter nichts wissen.
Er habe Verständnis für die Angst der Bevölkerung vor Flüchtlingen, sagt Landeshauptmann Wilfried Haslauer. In jedem Ort sei der gute Wille aber vorhanden. SN: Die Innenministerin hat sich in der Vorwoche die Zeltstadt bereits angesehen. Was bringt Ihr Besuch nun den Flüchtlingen? Haslauer: Man muss sich selbst ein Bild machen. Ich muss mir das auch ansehen hier, weil es ja auch ein menschliches und ein organisatorisches Thema ist. Wir haben eine Handlungsverpflichtung, Quartiere zu schaffen. Und ich bin hier, weil ich einfach wissen möchte, ob es akzeptabel ist, dass Menschen in Zelten untergebracht werden oder nicht. Da mache ich mir schlicht und einfach selbst einen Eindruck davon. SN: Und wie ist der Eindruck? Der Eindruck ist, für eine be- grenzte Anzahl an Tagen wie derzeit ist es als Notmaßnahme akzeptabel. Aber das ist sicher kein Dauerzustand. Das kann kein Dauerzustand sein. Denn der Winter kommt bestimmt. Diese Zelte müssen in den nächsten Monaten wieder weg. SN: Salzburg hat die Lage offensichtlich nicht im Griff? Wir hatten ja schon eine Quote von 100 Prozent erreicht. Durch den nicht kalkulierbaren Zustrom an Flüchtlingen einerseits und weil wir Quartiere nur eine begrenzte Zeit haben andererseits, klaffen dann wieder Nachfrage und Angebot auseinander. Ich kann nur appellieren an alle Gemeinden dieses Landes, uns dabei zu helfen, Unterkünfte zu finden. Eines aber geht sicher nicht, dass einige Gemeinden überbelastet werden und andere nichts machen. SN: Da gibt es in Bad Gastein eine private Unterkunft von Sepp Schellhorn, die Ihr Parteikollege und Bürgermeister vehement ablehnt. Ist das in Ordnung? Bad Gastein hat schon bisher Flüchtlinge aufgenommen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl in einem Ausmaß, wo ich sagen muss, das ist okay, vielen Dank dafür. Und ich habe gewisses Verständnis für den Bürgermeister, dass er sagt, bitte, warum immer wir und jetzt auch noch mehr. Zwei Prozent der Bevölkerungszahl an Flüchtlingen aufzunehmen, das ist schon sehr, sehr viel. Da muss man auf eine verträgliche Größe schauen. Der „Goodwill“im Ort ist ja vorhanden. Auf der anderen Seite sind wir in einer echten Notsituation. Wenn Sepp Schellhorn befristet auf drei, vier Monate einige Plätze zur Verfügung stellt, dann muss man das ernsthaft prüfen. SN: Das heißt: Das Quartier wird aufgesperrt, auch gegen den Willen des Ortschefs? Ich glaube, dass es notwendig sein wird. Da werde ich mit dem Bürgermeister noch ein Gespräch führen. SN: Dennoch scheint die Reaktion des Bürgermeisters auch die Stimmung im Land ein wenig zu spiegeln. Macht sich eine gewisse Fremdenfeindlichkeit breit – genug ist genug?