Er hilft, wenn jede Hilfe zu spät
Bei Katastrophen wie dem Großbrand in Schneizlreuth müssen die Mitarbeiter der Krisenintervention ebenso schnell handeln wie die medizinischen Ersthelfer. Ingo Vogl überbringt schlechte Nachrichten.
Der Humor ist für Ingo Vogl lebenswichtig. Nicht nur, weil er mittlerweile als Kabarettist sein Geld verdient. Der Humor helfe auch dabei, Ausnahmesituationen zu verarbeiten. Mit solchen hat Vogl in seiner Nebentätigkeit zu tun. Er gründete 2007 mit mehreren Kollegen das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes. Bei Katastrophen, wie dem Großbrand eines Gasthauses mit sechs Todesopfern im benachbarten Schneizlreuth, sind diese Teams gefordert.
Die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiter, im Fall des Brandes waren es Kollegen des bayrischen Roten Kreuzes, beginne gleichzeitig mit jener der Feuerwehr und der Sanitäter. „Möglicherweise ist jemand aus dem Haus gekommen, dem es zwar gesundheitlich gut geht. Aber er hat gesehen, dass andere noch drinnen sind. Und dann beginnt er, sich Dinge auszumalen.“
In dieser Situation zwischen Hoffen und Bangen helfen die Mitarbeiter der Krisenintervention. „Wir versuchen den Menschen Fakten zur Verfügung zu stellen.“Das helfe, die schlimmsten Fantasien auszuräumen. „Im Vergleich zur Fantasie ist die Realität oft entlastend“, sagt Vogl. Und bei der Konfrontation mit schrecklichen Tatsachen gibt man den Menschen Gewissheit. Und somit die Möglichkeit, mit den Dingen abzuschließen.
„Die Ungewissheit ist sehr belastend.“Im Fall der Brandkatastrophe sei es deshalb auch wichtig, dass die Identifikation der Toten abgeschlossen werde. Auch wenn es relativ sicher sei, dass es sich bei den geborgenen Körpern um die sechs Vermissten handelt. „So lange für die Menschen eine Hoffnung besteht, werden sie sich daran klammern.“
Die Mitarbeiter der Krisenintervention sind aber nicht nur am Einsatzort gefordert. Die Besu- cher des Gasthauses waren dort für einen Firmenausflug einquartiert. Die Angehörigen waren nicht in der Nähe. Die Helfer müssen zu den Familien nach Hause fahren, um die Todesnachrichten zu überbringen. Auch hier muss rasch gehandelt werden. „Manchmal ist die mediale Berichterstattung einfach zu flott“, sagt Vogl. Und nichts sei schlimmer, als wenn Angehörige so eine Nachricht aus dem Radio oder dem Internet erfahren.