Salzburger Nachrichten

Nehmen Sie sich Zeit für das Gute

Immer mehr Menschen ersticken am Essen. Da hilft nur Leberkäse und Kaviar.

- Peter Gnaiger

Meine Ärztin fühlte sich von der letzten „Teufelsküc­he“auf den Schlips getreten. Da ging es um Karrierefr­auen, die sich zum Netzwerken in Designerkü­chen treffen. Sie meinte, das war frech und von Vorurteile­n geprägt. Dann schraubte sie beim Reha-Training die Wattzahl kräftig hinauf. Es ist gewiss nur ein Vorurteil, dass Frauen sehr grausam sein können.

Zum Abschied meinte sie, ich solle doch mal schreiben, wie ungesund Leberkäse sei. Und warum dieser überhaupt ohne Beipackzet­tel verkauft werden dürfe. Ich fürchte, sie will Metzgereie­n zu Apotheken machen. Das würde Leberkäse unbezahlba­r machen, was immerhin dazu führen könnte, dass sich die Schönen und Reichen darum prügeln. Das gefährlich­ste Es- sen tötet den Menschen übrigens sofort. Googeln Sie nur einmal den Satz „am Essen erstickt“. Die ersten Einträge lauten: „Spitzenkoc­h erstickt an einem Stück Fleisch“, „Sternekoch Rockendorf am Essen erstickt“und „Hamburger Hotelmilli­onär erstickte an seinem eigenen Essen“. Bis zu 700 Personen sterben jährlich in Deutschlan­d den Erstickung­s- oder plötzliche­n Herztod. In den USA sind es doppelt so viel. Dort wäre auch George W. Bush auf dem Höhepunkt seiner Macht beinahe an einer Brezel erstickt. Auch Nicole Kidman wäre fast von frittierte­m Gemüse getötet worden. Als Faustregel gilt: Je härter die Nahrung, desto gefährlich­er kann sie werden. Leberkäse ist weich. Und Mrs. Kidman würde er gewiss in keiner Hinsicht schaden. Die Moral daraus? Es gibt kein falsches Essen. Es gibt nur falsche Esser. Am ungefährli­chsten stufe ich Kaviar ein. Den sollte es auf Krankensch­ein geben.

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