Gedanken an die Obusfahrer
Lieber Obus!
Verzeih, wenn ich dich so persönlich anspreche, doch nach so langer gemeinsamer Zeit als dein Fahrgast fühle ich mich dir verbunden. Ich möchte mich hiermit ganz besonders bei all deinen Obuslenkern und -lenkerinnen bedanken, die tagaus, tagein ihren Dienst zu unser aller Zufriedenheit erledigen, die sich oft beschimpfen lassen müssen und die doch ruhig bleiben und sich bewusst sind, dass du ein Dienstleistungsbetrieb bist, der immer für seine Fahrgäste da ist, oder da sein sollte. Es gibt aber auch einige wenige Obuslenker, die meinen Dank nicht verdienen. Da wären einmal die Lenker, die, wenn sie ohnehin schon Verspätung haben, Richtung stadtauswärts über die Hellbrunner Brücke schleichen, damit man seinen Zuganschluss in Salzburg/Süd möglichst versäumt. Andere Lenker fahren pünktlich um 6.00 Uhr bei der Haltestelle Salzburg/Süd ab und fahren sehenden Auges an Fahrgästen vorbei, die nur noch wenige Meter von der Haltestelle entfernt sind. Stell dir vor, das ist mir doch tatsächlich heute morgen passiert.
Einer deiner Lenker hat sogar einmal wenige Meter nach der Haltestelle gehalten und dann gemeint, man müsse ihm doch schrecklich dankbar sein, mitfahren zu dürfen: „Hobts a Glück und seids ma dankbar, dass ihr noch mitfahren dürfts, weil normal darf ich hier gar nimma halten!“Jeder mag ja seine Vor- schriften haben, aber es bricht sich doch keiner deiner Obuslenker einen Fuß, wenn er um 6.00 Uhr früh in Salzburg/Süd noch Fahrgäste zusteigen lässt, wir fahren ja schließlich nicht aus Spaß zu so früher Stunde in die Stadt. Aber offensichtlich befriedigt es einige wenige deiner Lenker, wenn sie ihre scheinbare „Macht“demonstrieren können, indem sie provokant an uns zahlenden Fahrgästen vorbeifahren. Die meisten deiner Lenker sind jedoch schwer in Ordnung. Ich hoffe, ich darf auch weiterhin dein zufriedener Fahrgast sein und du bist mir nicht böse, dass ich diesen Brief geschrieben habe. Vielleicht erinnerst du deine Lenker ab und zu einmal daran, dass sie arbeitslos wären, wenn es keine Fahrgäste mehr gäbe. Hans Wendelin,