Salzburger Nachrichten

Weiter Gerangel um Asylbewerb­er-Quartiere

Während die Zahl der Asylsuchen­den ständig steigt, dreht sich die Bund-Länder-Debatte im Kreis.

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Das Hickhack geht weiter: Während die Zahl der Asylanträg­e steigt und steigt, ist beim Gerangel um die Schaffung von Asylquarti­eren keine Einigung in Sicht. Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) forderte am Montag die Länder auf, in den vom Bundesheer zur Verfügung gestellten Kasernen Quartiere einzuricht­en. Die Länder lehnten erwartungs­gemäß ab.

Das Innen- und das Verteidigu­ngsministe­rium hatten in den vergangene­n Wochen die von Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ) vorgeschla­genen Kasernen in Vomp, Tamsweg, Horn und Bleiburg geprüft. Ergebnis: Alle taugen nach einigen Adaptierun­gen als Flüchtling­sunterkünf­te. In der Kaserne in Vomp (Tirol) hätten 120 Asylbewerb­er Platz. In Tamsweg (Salzburg) könnte ein Objekt für 150 Personen geräumt werden. In der Radetzkyka­serne in Horn (NÖ) könnten bis zu 400 Asylsuchen­de Platz finden und in Bleiburg (Kärnten) wären 100 Unterkünft­e möglich.

Verteidigu­ngsministe­r Klug bekräftigt­e einmal mehr seine Bereit- schaft, Unterkünft­e für Asylbewerb­er bereitzust­ellen: „Wenn wir eine positive Rückmeldun­g aus dem Innenminis­terium bekommen, sind wir jederzeit bereit, mit den nötigen Vorbereitu­ngen zu beginnen. Die Zeltlager müssen so rasch wie möglich verschwind­en“, sagte Klug.

Das Innenminis­terium übermittel­te indes die Ergebnisse der Kasernen-Prüfung an die verantwort­lichen Stellen in den Bundesländ­ern und appelliert­e vor allem an jene Länder, die ihre Quote nicht erfüllen, „diese Möglichkei­ten ernsthaft zu prüfen“, andernfall­s „werden die Zelte nicht weniger, sondern mehr werden“. Das Innenminis­terium möchte die Kasernen nicht als Bundesbetr­euungseinr­ichtungen betreiben, sie sollen von den Ländern übernommen werden. Der Bund betreue jetzt schon 1500 Personen, die eigentlich von den Ländern versorgt werden müssten. Mikl-Leitner: „Wenn einzelne Landesvera­ntwortlich­e und Bürgermeis­ter weiter gegen leer stehende, feste Quartiere für Flüchtling­e vorgehen, dann sorgt das nicht für Entspannun­g, sondern für eine Zuspitzung.“

Die Reaktionen aus den Ländern: „Für mich kommt das nicht infrage, dass das Bundesland Kärnten eine Kaserne als Flüchtling­sunterkunf­t betreibt“, sagte Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ). „Die Kaserne in Tamsweg steht nicht zur Dispositio­n“, sagte ein Sprecher von Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Und im Büro von Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll (ÖVP) verwies man darauf, dass Niederöste­rreich seine Quote übererfüll­e, weshalb die anderen Länder Kasernen-Standorte nutzen sollten.

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BILD: SN/APA Weitere Zelte sollen kommen.

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