Wirbelsäule – Operation ja oder nein?
Bei Rückenschmerzen ist die Entscheidung besonders schwierig.
Fehlhaltungen bei der Arbeit am Computer und Bewegungsmangel haben Rückenschmerzen zu einem Volksleiden gemacht. Die konkreten körperlichen Ursachen für die Schmerzen können vielfältig sein: Muskelverspannungen, Bandscheibenvorfall, Wirbelblockaden, Entzündungen, Arthrose, Narben, Einengungen.
Aus diesen vielfältigen Ursachen folgt auch die besondere Problematik von Rückenschmerzen: Häufig ist zwischen dem subjektiven Schmerz und objektiven Befunden von bildgebenden Diagnoseverfahren kein direkter Zusammenhang festzustellen. Umso wichtiger ist eine besonders exakte Abklärung für die Wahl der richtigen Therapie.
Der Münchner Orthopäde und Sportmediziner Martin Marianowicz vertritt die Meinung, dass Menschen mit Rückenschmerzen in den westlichen Industriestaaten zu häufig operiert würden: „Internationale Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Wirbelsäulenoperation umso höher ist, je mehr neurochirurgische Kliniken es in der Region gibt.“Darüber hinaus stellte der Mediziner in seinem Buch „Aufs Kreuz gelegt“fest, dass sich rund 40 Prozent der operierten Patienten nachher subjektiv nicht besser fühlten. „Das ist ein extrem schlechter Profit für die Betroffenen“, sagt Marianowicz – obwohl Wirbelsäulenoperationen fachlich bestens durchgeführt würden. „Wir haben in Deutschland und Österreich hervorragende Chirurgen. Aber der Eingriff kann den subjektiv empfundenen Schmerz oft nicht heilen.“
Der Vorstand der Universitätsklinik für Neurochirurgie in Salzburg, Peter A. Winkler, hält dieser Kritik die Vorgangsweise in Salzburg entgegen. „Wir legen sehr großen Wert auf Behandlungen ohne Operation. Ein chirurgischer Eingriff wird sehr sorgfältig und mit großer Zurückhaltung geplant.“Daher, so Winkler, sei in Salzburg auch die Zufriedenheit der Patienten höher.
„Es geht nicht um Operation oder Nichtoperation. Es geht darum, zu operieren, wenn es nicht anders geht“, betont Winkler. In den vergangenen Jahren sei daher in Salzburg eine enge Kooperation zwischen Physio- und Schmerztherapeuten, der Psychosomatik und den operativ tätigen Medizinern geknüpft worden. „Mit vielen Fallbesprechungen und Fortbildungen wurde ein Wissenstransfer geschaffen, der alle therapeutischen Bereiche umfasst“, stellt Winkler fest.