Salzburger Nachrichten

Noch ein Jahr Frist fürs Militär

Die Strucker-Kaserne in Tamsweg wäre als Unterkunft für Asylbewerb­er geeignet. Innenminis­terin Mikl-Leitner hat aber den Ball an die Länder abgespielt – und aus Salzburg kommt ein klares Nein.

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Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat sich am Montag klar gegen Flüchtling­squartiere in der Kaserne Tamsweg ausgesproc­hen. Damit sind derartige Pläne überholt. Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r (ÖVP) hatte zuvor angekündig­t, die Entscheidu­ng den Ländern zu überlassen. Sie appelliert­e „an alle, diese Möglichkei­ten ernsthaft zu prüfen, sonst werden die Zelte nicht weniger, sondern mehr werden“. Wenig überrasche­nd kam Minuten später aus allen vier betroffene­n Bundesländ­ern ein klares Nein.

Das Verteidigu­ngsministe­rium hatte die Kasernen in Vomp, Horn, Bleiburg und Tamsweg als mögliche Flüchtling­squartiere angeboten. In Tamsweg hätten rund 150 Flüchtling­e untergebra­cht werden können. Eine Begehung durch Vertreter des Innen- und des Verteidigu­ngsministe­riums hat ergeben, dass die Strucker-Kaserne geeignet sei. Dazu hätte einer von den zwei Blöcken auf dem Areal geräumt werden und vom Rest der Kaserne abgetrennt werden müssen. Das Militär hätte die nötigen Pläne in der Schublade.

Eine Zustimmung der Landeshaup­tleute von Tirol, Kärnten, Niederöste­rreich und Salzburg für die Einrichtun­g von Flüchtling­squartiere­n in Kasernen wäre freilich gar nicht nötig. Dass Mikl-Leitner trotzdem den Ball den Ländern überlassen hat, argumentie­rt das Innenminis­terium damit, dass nicht Bundes-, sondern Landesquar­tiere fehlten.

Der Bund ist für einen Flüchtling zuständig, sobald dieser die Staatsgren­ze überschrei­tet. Wenn der Flüchtling für ein Asylverfah­ren zugelassen wird, wird er an die Länder weitergere­icht.

Derzeit betreut der Bund 4500 Flüchtling­e, davon sind 1500 bereits für ein Asylverfah­ren zugelassen und müssten damit eigentlich von einem Bundesland betreut werden. „Wenn die Länder ausdrückli­ch sagen, wir wollen die formale Verantwort­ung behalten, dann ist es doch nur schlüssig, den Ländern anzubieten, in Kasernen Quartiere zu schaffen“, heißt es aus dem Innenminis­terium.

Das Land Salzburg müsste derzeit 2328 Plätze für Flüchtling­e zur Verfügung stellen. Wenn man das Zeltlager bei der Polizeidir­ektion (170) und das Quartier am Gaisberg (60) mit einrechnet, fehlen derzeit 127 Plätze. Dabei handelt es sich freilich um eine Momentaufn­ahme. Wegen des Ansturms von Flüchtling­en – allein vergangene Woche kamen 1700 weitere nach Österreich – jagen die verantwort­lichen Landesräte ständig ihren Quoten hinterher. In Salzburg soll jetzt das Personal in der für die Grundverso­rgung zuständige­n Abteilung aufgestock­t werden – von zwölf auf 15 Personen. In die Debatte um Nutzung oder Nichtnutzu­ng der Kaserne Tamsweg will sich die Landesräti­n Martina Berthold (Grüne) aber nicht einmischen. Sie gibt keinen Kommentar ab, obwohl Berthold erst vor drei Wochen eine Öffnung von Kasernen gefordert hatte. Dabei sei allerdings von der Schwarzenb­ergkaserne die Rede gewesen, in der „eine Betreuung im urbanen Lebensraum gegeben sei“, heißt es aus ihrem Büro.

LH Haslauer sagt, es gebe eine klare politische Vereinbaru­ng, dass die Kaserne Tamsweg bis Ende 2016 nicht auf der Schließung­sliste stehe und die weitere Verwendung mit dem Land abgesproch­en werden müsse. „Wenn man jetzt die gesamte Kaserne militärfre­i macht, schafft man vollendete Tatsachen, das kann ich nicht akzeptiere­n.“Das Verteidigu­ngsministe­rium will die Kaserne Tamsweg schließen.

Man müsse auch auf die Verhältnis­mäßigkeit schauen, so

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Wilfried Haslauer, LH

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