Das Freispiel nach dem Song Contest
Punkte sammelt er von Litauen bis Indien. Eine große Show braucht Renato Unterberg dazu nicht.
SALZBURG. Es hätte auch ganz anders kommen können. Im Dezember stand er mit seiner Band und 15 weiteren hoffnungsfrohen Kandidaten auf der großen ORF-Bühne und wartete auf die Entscheidung, wer denn nun in die enge Wahl für den österreichischen Beitrag zum Song Contest kommen würde. Mit den Gedanken war Renato Unterberg im Moment der Verkündung aber längst woanders. „Während sie die Namen der sechs Kandidaten nannten, die weiterkommen“, erzählt der Salzburger Musiker, „hat mir ein Bandkollege immer von hinten zugeraunt: ,Indien! Indien!‘“
Denn dieses Reiseziel hatten sich einige Bandmitglieder eigentlich gesteckt, bevor das Angebot, es bei der ESC-Vorausscheidung für Österreich zu versuchen, dazwischengekommen war: „In Indien wollten wir Konzerte spielen, reisen und ich wollte auch neues Filmmaterial für Videos drehen.“Und deshalb habe auch keine Traurigkeit geherrscht, als die Salzburger in der Vorauswahl ausschieden. Denn schon ein paar Wochen später wurden die Instrumente in Indien wieder ausgepackt. Nach den Erfahrungen mit dem Format einer Mainstream-Fernsehshow habe er dort „vor allem wieder viele Songs für das nächste Album geschrieben“. Am morgigen Mittwoch, beim ersten SalzburgKonzert nach der Heimkehr in der ARGEkultur, wird vielleicht schon der eine oder andere zu hören sein. Noch stärker in Richtung Songwriter-Rock könnte sich der Sound der nächsten Platte bewegen. Doch die Offenheit, nach Lust und Laune mit Bläsersätzen und Tom-Waits-Stimme, mit Blues-Einflüssen und hippiesken Popmelodien zu spielen, behält sich die Band (die nach ihrem Gründer schlicht Renato Unterberg heißt) weiterhin vor. Mit den strengen Formatvorgaben beim Song Contest „hätten wir uns nicht wohlgefühlt. Dass wir angetreten sind, war aber eine spannende Erfahrung.“Und Brücken nach Europa baut die Band auch ohne Glitzershow: „Wir werden heuer auf Tour in Litauen, Weißrussland, der Ukraine und Italien spielen.“
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