Salzburger Nachrichten

Integratio­nsfonds verkauft Wohnungen zu billig

Rechnungsh­of kritisiert, dass Immobilien unter Schätzwert an nahestehen­de Käufer gingen.

- SN, APA

Der Österreich­ische Integratio­nsfonds (ÖIF) hat zahlreiche Eigentumsw­ohnungen viel zu billig verkauft. Zu diesem Urteil kommt der Rechnungsh­of in einem äußerst harschen Bericht. Manche der Objekte wurden kurz danach gleich zu einem wesentlich höheren Preis weiterverk­auft. Außerdem wurden die Wohnungen kaum ausgeschri­eben und viele Käufer standen dem Fonds nahe.

Der ÖIF hatte insgesamt 270 Wohnungen besessen, als Teil des „Wohnungspo­ols“für Flüchtling­e. Er verkaufte sie alle bis 18. August 2011. Dies erfolgte in mehreren Tranchen, aber bei jeder Transaktio­n konstatier­te der Rechnungsh­of in seinem am Dienstag veröffentl­ichten Bericht Mängel.

33 Wohnungen wurden einzeln verkauft und brachten 2,14 Millionen Euro ein – der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis betrug somit 822 Euro, rechnet der RH vor. Damit lag er aber „im Schnitt rund 233 Euro unter dem Durchschni­ttswert für gebrauchte Eigentums- wohnungen mit einfachem Wohnwert“. Für einige Wohnungen gab es Gutachten, die einen Wert über dem Verkaufspr­eis nannten.

Viele Käufer erfreuten sich nicht lang an den Objekten, „binnen Jahresfris­t“wurden 15 Wohnungen mit einem Kaufwert von etwas über einer Million weiterverk­auft – um rund 1,65 Mill. Euro. Sieben Wohnungen davon wurden an Gesellscha­ften oder Personen verkauft, die ein Naheverhäl­tnis zum ÖIF hatten oder jemandem nahestande­n, der mit dem ÖIF verbunden war.

Der ÖIF argumentie­rte, die Wohnungen seien zu hoch geschätzt worden – einige seien von den Flüchtling­en besonders abgenützt gewesen. Die Gutachten hätten auch nötige Sanierungs­kosten nicht berücksich­tigt. Die hohen Weiterverk­aufspreise seien zum Teil auch „nicht nachvollzi­ehbar“gewesen, so der ÖIF.

Der RH kritisiert auch das Innenminis­terium, das bis März 2014 zuständige „Fondsbehör­de“war. Als solche hätte es die Immobilien­verkäufe genehmigen müssen.

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