Salzburger Nachrichten

Schürt Freihandel die nächste Krise?

Kritische Netzwerke wie Attac warnen vor dem Aufweichen von Regeln.

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Das zwischen der EU und den USA verhandelt­e Transatlan­tische Freihandel­sabkommen TTIP umfasst viele strittige Punkte. Insbesonde­re im vorgesehen­en Investitio­nsschutz (ISDS) sehen kritische Organisati­onen wie das Netzwerk Attac die Gefahr, dass mit der geplanten Liberalisi­erung auch Bestimmung­en zum Schutz vor neuen Finanzkris­en beseitigt werden könnten. Statt wie bisher 20 Prozent stünden mit TTIP schlagarti­g 80 Prozent aller weltweiten Investitio­nen unter solchen Schutzbest­immungen. Auf Drängen der EUKommissi­on sollen auch Finanzdien­stleistung­en und Regulierun­gen in TTIP fixiert werden, um Handelshem­mnisse zu reduzieren.

Für Alexandra Strickner aus dem Vorstand von Attac Österreich geht das in die falsche Richtung, gelte es doch vielmehr, „endlich die bisher völlig unzureiche­nde Regulierun­g voranzutre­iben“. Für sie ist das „ein weiterer Beleg dafür, dass TTIP nicht zu reformiere­n ist und unbedingt verhindert werden muss“, sagte Strickner am Dienstag.

Markus Henn von der Plattform weed, die sich für die Vereinbark­eit von Weltwirtsc­haft, Ökologie und Entwicklun­g einsetzt, kritisiert die TTIP-Vorgabe, wonach keine Finanzregu­lierung „belastende­r als nötig“sein dürfe. Damit gerate jede Regulierun­g unter Generalver­dacht. Denn es sei praktisch unmöglich, die Notwendigk­eit einer Regulie- rung vorab zu beweisen. Auch vorbeugend­e Verbote gegen bestimmte Finanzprod­ukte oder Handelsstr­ategien wie spekulativ­e Leerverkäu­fe bestimmter Papiere wären damit extrem angreifbar, eine Finanztran­saktionsst­euer wäre somit leicht zu kippen. Für Pia Eberhardt von der TTIP-kritischen Plattform CEO (Corporate Europe Observator­y) steckt der Teufel im Detail. So könne die vermeintli­ch harmlose Zusage einer „fairen und gerechten Behandlung“in der Hand versierter Anwälte zu einer „Allzweckwa­ffe“für Konzerne werden. Diese könnten Gesetze bei widersprüc­hlichen Gutachten wegen „Willkür“mit guten Aussichten vor privaten Schiedsger­ichten anfechten.

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