Salzburger Nachrichten

Das war seine größte Tat

- CHRISTIAN.MORTSCH@SALZBURG.COM

Wie muss man ticken, um trotz nicht endenden Korruption­svorwürfen und riesigen öffentlich­en Protesten weiter an der Spitze eines sinkenden Schiffs zu regieren? Eine Frage, die von Millionen Fußballfan­s nach Joseph Blatters Wiederwahl auf den FIFA-Thron nur mit einem Wort auf den Punkt gebracht werden konnte: Machtbeses­sen.

Umso überrasche­nder kommt nun der Rücktritt des 79-Jährigen. Er habe nicht mehr das Mandat der Fußball-Welt. Da Blatter selbst wohl einer der Letzten war, dem dies aufgefalle­n war: Der Respekt vor seinem Rücktritt hält sich in Grenzen, zumal es nur eine logische Entscheidu­ng war. Und: Sie kam um Jahre zu spät.

Das „System Blatter“hat sich im Weltverban­d wohl schon so tief verankert, dass der Rücktritt einer Person allein, auch wenn es der Chef selbst ist, noch keine Jubelgesän­ge auslösen darf. Viele seiner FIFA-Jünger müssen und werden Blatter hoffentlic­h folgen. Er, der stets betont, welche positive Auswirkung­en der Fußball haben kann, hat jetzt – 17 Jahre nach seinem Amtsantrit­t – seinem so geliebten Sport die wohl größte Ehre erwiesen: Er geht. Weil das FBI gegen ihn ermittelt?

Gibt es nun keine hochrangig­en Funktionär­e aus ExotenLänd­er mehr? Keine WM-Endrunden mehr in Ländern, wo Menschenre­chte missachtet werden? Keine FIFA-Konten mehr auf den Cayman Islands? Wir wissen es nicht, aber jetzt dürfen wir zumindest hoffen.

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Christian Mortsch

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