Das war seine größte Tat
Wie muss man ticken, um trotz nicht endenden Korruptionsvorwürfen und riesigen öffentlichen Protesten weiter an der Spitze eines sinkenden Schiffs zu regieren? Eine Frage, die von Millionen Fußballfans nach Joseph Blatters Wiederwahl auf den FIFA-Thron nur mit einem Wort auf den Punkt gebracht werden konnte: Machtbesessen.
Umso überraschender kommt nun der Rücktritt des 79-Jährigen. Er habe nicht mehr das Mandat der Fußball-Welt. Da Blatter selbst wohl einer der Letzten war, dem dies aufgefallen war: Der Respekt vor seinem Rücktritt hält sich in Grenzen, zumal es nur eine logische Entscheidung war. Und: Sie kam um Jahre zu spät.
Das „System Blatter“hat sich im Weltverband wohl schon so tief verankert, dass der Rücktritt einer Person allein, auch wenn es der Chef selbst ist, noch keine Jubelgesänge auslösen darf. Viele seiner FIFA-Jünger müssen und werden Blatter hoffentlich folgen. Er, der stets betont, welche positive Auswirkungen der Fußball haben kann, hat jetzt – 17 Jahre nach seinem Amtsantritt – seinem so geliebten Sport die wohl größte Ehre erwiesen: Er geht. Weil das FBI gegen ihn ermittelt?
Gibt es nun keine hochrangigen Funktionäre aus ExotenLänder mehr? Keine WM-Endrunden mehr in Ländern, wo Menschenrechte missachtet werden? Keine FIFA-Konten mehr auf den Cayman Islands? Wir wissen es nicht, aber jetzt dürfen wir zumindest hoffen.