Gewalttäter lauerte an Haltestellen in Linz
Überfälle am frühen Morgen auf zwei Frauen, die mit der Straßenbahn fahren wollten. Angeklagter behauptete Erinnerungsverlust.
Für zwei Frauen waren es Schockerlebnisse, von denen sie sich bis heute nicht erholt haben. Doch der Mann, der ihnen dies angetan haben soll, distanzierte sich am Dienstag vor dem Linzer Schöffengericht von den ihm angelasteten Taten: Er sei beide Male stark betrunken gewesen und habe einen „Filmriss“, deshalb könne er sich an nichts mehr erinnern.
Es war der 30. Oktober 2013 um 5 Uhr früh: Eine 48-Jährige stand an einer Straßenbahnhaltestelle in Linz, um zur Arbeit zu fahren. Plötzlich stieß sie laut Anklage ein 27-jähriger gelernter Softwareent- wickler aus Linz nach durchzechter Nacht über ein Geländer. Das Opfer stürzte die steile Böschung hinunter. Der Angeklagte folgte demnach der Frau, schlug ihr mehrmals die Faust ins Gesicht und wollte ihre Handtasche rauben. Dem Opfer gelang es jedoch, sich mit einem Fußtritt zu befreien und zu flüchten. Ziemlich genau ein Jahr später, am 1. Oktober 2014, sei der alkoholisierte Angeklagte erneut früh am Morgen an einer Straßenbahnhaltestelle gewesen. Dort stieß er laut Anklage eine 18-Jährige nieder, die auf dem Weg zur Schule war, und zerrte sie in seine unweit von der Haltestelle gelegene Wohnung. Offenbar hatte er vor, die Schülerin zu vergewaltigen, denn die junge Frau sah, wie sich der Mann Kondome in die Hosentasche steckte und Klebeband holte. In letzter Sekunde gelang der Schülerin die Flucht aus der Wohnung. Sie wagt sich bis heute kaum aus dem Haus.
Die Anklage lautete auf versuchte Vergewaltigung und Raubversuch. Die angeblichen Erinnerungslücken nahm die Richterin dem Angeklagten nicht ab. Der Prozess wurde am Nachmittag vertagt.