Salzburger Nachrichten

Große Post AG steigt bei kleiner

Sechs Jahre lang haben zwei Salzburger Blut und Schweiß in ihr Online-Projekt investiert. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Die Post AG hat für gutes Geld die Mehrheit an dem Projekt übernommen. Schnäppche­n auf einen Blick

- Gerhard Froner, Aktionsfin­der Das Projekt Aktionsfin­der Mittlerwei­le gibt es in Österreich WOGIBTSWAS.AT.

SALZBURG. Der tägliche Einkauf. Bevor man zum Supermarkt seiner Wahl huscht, kontrollie­rt man noch schnell die Angebote, die der aktuelle Prospekt der Supermarkt-Kette zu bieten hat. Vielleicht kann man sich bei Waschmitte­l oder Bier ein paar Cent ersparen. Doch kann es sein, dass der Supermarkt daneben das Waschmitte­l noch billiger anbietet?

„Es war von Anfang an unser Ziel, den täglichen Einkauf transparen­ter zu machen“, sagt Gerhard Froner (44). Gemeinsam mit Michael Niedermose­r (42) hat er 2009 das Projekt Aktionsfin­der gestartet. Die Online-Plattform und die damit verknüpfte App sammeln Sonderange­bote für Lebensmitt­el, Kosmetik, Möbel oder den Garten und machen diese vergleichb­ar. Damit haben die beiden Salzburger offenbar genau den Zeitgeist getroffen. Nach sechs Jahren hat der Aktionsfin­der rund eine Million Zugriffe – pro Monat. Und für die beiden Gründer wohl noch einschneid­ender: Diese Woche konnten sie 60 Prozent ihrer Firma an die Österreich­ische Post verkaufen.

Was die Übernahme der Post AG wert war, wollen die „Aktionsfin­der“nicht verraten. Dass der Betrag aber beträchtli­ch sein dürfte, lässt der Blick auf ähnliche Deals erahnen. Die genaue Summe sei indes nicht so wichtig, ergänzt der zweite Gründer von Aktionsfin­der, Michael Niedermose­r: „Wir freuen uns gar nicht so sehr über das Geld, sondern darüber, dass unser Baby die nächsten Schritte gehen kann.“Durch den Ankauf werde Aktionsfin­der in das Marketing- und das Vertriebss­ystem der Post eingebunde­n. Die gedruckte Werbebrosc­hüre der Post, das „Kuvert“, werde durch die Übernahme aber nicht obsolet. Es werde zweigleisi­g gefahren, sagt Niedermose­r. Und dadurch eine größere Zielgruppe angesproch­en.

Doch das Baby läuft durch die Übernahme nicht nur weiter – es bekommt auch eine neue Mutter. Neben Niedermose­r und Froner installier­te die Post AG mit Nicole Lendl eine neue Geschäftsf­ührerin. Ob es wehtut, sein eigenes Kind nicht mehr allein zu betreuen? „Babys werden erwachsen – und dann muss man sie loslassen“, sagt Niedermose­r.

Der Verkauf ist für die „Aktionsfin­der“der Lohn für die Arbeit in den vergangene­n sechs Jahren. Niedermose­r und Froner haben für das Projekt ihre Jobs in der IT-Abteilung von Wüstenrot aufgegeben – und seitdem nach eigener Aussage nie mehr das verdient, das sie damals auf dem Gehaltszet­tel stehen hatten. „Es gab genug Momente, in denen wir ganz knapp vor dem Scheitern standen“, sagt Froner. Dennoch würde er das Risiko jederzeit wieder wagen. Die Erfahrung und der Lerneffekt seien es wert gewesen, ergänzt der 44-Jährige. „Fast jeder, mit dem ich mich unterhalte, hat eine gute Idee parat. Man muss sich nur trauen, die auch umzusetzen.“

„ Es gab genug Momente, in denen wir knapp vor dem Scheitern standen.“

wurde 2009 gestartet, die Plattform ging 2011 online. Auf der kostenlose­n Website und der dazugehöri­gen App findet man die Sonderraba­tte der Kooperatio­nspartner wie Spar, Billa oder Bauhaus und kann diese auch vergleiche­n.

noch weitere Plattforme­n, die Ähnliches bieten wie Aktionsfin­der, etwa

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Michael Niedermose­r und Gerhard
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