Salzburger Nachrichten

Warum so verlegen, liebe Wirtschaft­skammer?

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Die Wirtschaft­skammer möchte Wirtshäuse­r beleben. Und das geht so: Laut Ankündigun­gsinserate­n soll es für alle Gäste ein „Gratis Rezeptbuch beim Wirtshausb­esuch“geben. Das Werk wird „So kocht Salzburg“heißen. Finanziert soll es unter anderem mit Inseraten werden, die Wirte für ihr eigenes (!) Buch kaufen sollen. Es könnte aber auch sein, dass dieses Buch so super wird wie angekündig­t. Dann werden die meisten wohl eh daheim kochen – und die Wirte hätten Ruhe vor Gästen, die nur dann einkehren, wenn es was geschenkt gibt.

Kaum Verständni­s für diese Gratis-Aktion hat man bei Ver- lagen. Gerald Klonner schrieb schon einen Protestbri­ef. Klonner führt den Verlag Anton Pustet. Man kann sagen, dass ihn das Buch „So kocht Salzburg“schon vor dem Erscheinen zum Kochen brachte. Der Mann wirtschaft­et nämlich noch altmodisch: Er verkauft Bücher. Sie müssen wissen: Sein Verlag ist schon 423 Jahre alt.

Dass er jetzt mit seinen Zwangsbeit­rägen einen neuen Konkurrent­en auf dem Buchmarkt mitfinanzi­ert, der Kochbücher verschenkt, das verwirrt ihn sehr. Weil: Zuletzt hatte die Fachgruppe Buch- und Medienwirt­schaft für ihre Mitglieder nicht einmal genug Geld, um die Salzburger Buchwoche angemessen zu bewerben. Vielleicht sollten aber alle nur mal gemeinsam ins Wirtshaus gehen – und sich das ausreden.

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Peter Gnaiger
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