Salzburger Nachrichten

Zuzug und mehr Singles treiben die Preise für Wohnen

Immer mehr Menschen haben Probleme, ihre Unterkunft zu finanziere­n. Rasche Lösungen gegen die rasant steigenden Mieten gebe es nicht, sagen Experten.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Wohnen muss in Österreich günstiger werden. Das sagen Experten als Reaktion auf die Daten der Statistik Austria, die am Mittwoch veröffentl­icht wurden. Diese zeigen, dass die Mieten in den Jahren 2010 bis 2014 im Durchschni­tt um 15,1 Prozent gestiegen sind. Wobei es deutliche Unterschie­de nach Region und Mietverhäl­tnis gibt. In den Ballungsze­ntren Wien, Salzburg, Linz oder Innsbruck haben die Preise deutlich stärker zugelegt als in den ländlichen Regionen. Und: Die Preissteig­erungen bei privaten Mietwohnun­gen waren deutlich höher als bei geförderte­n Mietwohnun­gen.

Für eine Senkung der Wohnkos- ten gebe es nicht die eine große Lösung, sagen die Fachleute. Man müsste an vielen kleinen Rädern drehen. Änderungen im Mietrecht wären ebenso notwendig wie eine verstärkte Bautätigke­it in den Ballungsge­bieten.

Ob dies aber ausreicht, um die Preissteig­erungen für das Wohnen einzudämme­n, davon sind selbst die Fachleute nicht überzeugt.

Denn auf dem Wohnungsma­rkt machen sich auch verstärkt veränderte gesellscha­ftliche Verhältnis­se bemerkbar. Da immer mehr Menschen allein leben, wird die Nachfrage nach Wohnungen zusätzlich angeheizt.

Wohnen wird in Österreich immer teurer. Darauf weist die Statistik Austria hin. Die Mieten sind von 2010 bis 2014 im Durchschni­tt um 15,1 Prozent gestiegen. Wobei es große Unterschie­de je nach Mietverhäl­tnis gibt. Private Mietwohnun­gen wurden um 18 Prozent teurer. Im Schnitt kostet der Quadratmet­er inklusive Betriebsko­sten inzwischen acht Euro. Gemeindewo­hnungen verteuerte­n sich um 13,3 Prozent auf 6,1 Euro, Genossensc­haftswohnu­ngen um 11,2 Prozent auf 6,2 Euro.

Und es gibt enorme Unterschie­de nach Regionen. In den Ballungsze­ntren Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck steigen die Mieten deutlich stärker an, während sie in manchen ländlichen Regionen stagnieren. In der Stadt Salzburg werden für private Wohnungen bereits rund 15 Euro pro Quadratmet­er verlangt, im Zentrum Wiens zwischen 18 und 20 Euro, in Linz zwölf Euro.

Die steigenden Wohnkosten bringen viele Bürgerinne­n und Bürger inzwischen an die Grenze ihrer finanziell­en Belastbark­eit. Die Politik schafft es bisher nicht, dagegen etwas zu unternehme­n. SPÖ und ÖVP verhandeln seit Jahren ergebnislo­s über ein neues Mietrechts­gesetz, das Wohnen günstiger machen soll. Den Anstoß für diese Reform hatte bereits im Jahr 2012 die damalige Justizmini­sterin Beatrix Karl (ÖVP) gegeben. Wobei es grundsätzl­iche Auffassung­sunterschi­ede zwischen den Parteien gibt. Die SPÖ denkt eher daran, die Höhe der Mieten zu begrenzen, während die ÖVP das Vermieten vereinfach­en will, damit mehr Wohnungen angeboten werden.

Experten sind sich einig, dass es keine schnelle und einfache Lösung für das Problem gibt. Der Geschäftsf­ührer des Instituts für Wohnen, Bauen und Planen, Andreas Oberhuber, weist darauf hin, dass an mehreren Schrauben gedreht werden müsse, damit sich die Preissitua­tion entspanne. So müsste etwa das Mietrecht transparen­ter werden, damit klar wird, wofür Vermieter Zu- und Abschläge verlangen können. In den Ballungsge­bieten müssten dringend mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Dies könnte einerseits durch den vermehrten Bau von Unterkünft­en passieren, anderersei­ts sollte erhoben werden, wie viele Wohnungen leer stehen und durch welche Maßnahmen man sie auf den Markt bringen könnte.

Laut dem Geschäftsf­ührer der gemeinnütz­igen Wohnbaugen­ossenschaf­t Salzburg, Markus Sturm, wird die Nachfrage nach erschwingl­ichen Mietwohnun­gen auch in Zukunft hoch bleiben. Dies sei allerdings nicht nur auf den Zuzug in die Ballungsze­ntren zurückzufü­hren, sondern auch auf die gesellscha­ftlichen Veränderun­gen. So nehme die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte stark zu. Gleichzeit­ig sinke die Zahl der Wohnungen, in denen größere Familien lebten. Allein deshalb steige die Nachfrage nach neuen Wohnungen. „Eigentlich hinken wir dem tatsächlic­hen Bedarf immer nach“, sagt Sturm. Es gebe keine andere Möglichkei­t, als die Bauleistun­g weiter voranzutre­iben.

Wie sehr die hohen Wohnkosten Menschen in Bedrängnis bringen, wird durch zwei Zahlen belegt: 200.000 Privathaus­halte haben Probleme, das Geld für die Miete oder einen Kredit aufzubring­en. Wobei Mieter häufiger von Zahlungspr­oblemen betroffen sind.

Und: Die Zahl der Personen, die eine Wohnbeihil­fe benötigen, hat sich in den vergangene­n Jahren verdoppelt.

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BILD: SN/FOTOLIA/PSDESIGN1 Der Traum vom Eigenheim ist für viele unerschwin­glich.

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