Zuzug und mehr Singles treiben die Preise für Wohnen
Immer mehr Menschen haben Probleme, ihre Unterkunft zu finanzieren. Rasche Lösungen gegen die rasant steigenden Mieten gebe es nicht, sagen Experten.
Wohnen muss in Österreich günstiger werden. Das sagen Experten als Reaktion auf die Daten der Statistik Austria, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Diese zeigen, dass die Mieten in den Jahren 2010 bis 2014 im Durchschnitt um 15,1 Prozent gestiegen sind. Wobei es deutliche Unterschiede nach Region und Mietverhältnis gibt. In den Ballungszentren Wien, Salzburg, Linz oder Innsbruck haben die Preise deutlich stärker zugelegt als in den ländlichen Regionen. Und: Die Preissteigerungen bei privaten Mietwohnungen waren deutlich höher als bei geförderten Mietwohnungen.
Für eine Senkung der Wohnkos- ten gebe es nicht die eine große Lösung, sagen die Fachleute. Man müsste an vielen kleinen Rädern drehen. Änderungen im Mietrecht wären ebenso notwendig wie eine verstärkte Bautätigkeit in den Ballungsgebieten.
Ob dies aber ausreicht, um die Preissteigerungen für das Wohnen einzudämmen, davon sind selbst die Fachleute nicht überzeugt.
Denn auf dem Wohnungsmarkt machen sich auch verstärkt veränderte gesellschaftliche Verhältnisse bemerkbar. Da immer mehr Menschen allein leben, wird die Nachfrage nach Wohnungen zusätzlich angeheizt.
Wohnen wird in Österreich immer teurer. Darauf weist die Statistik Austria hin. Die Mieten sind von 2010 bis 2014 im Durchschnitt um 15,1 Prozent gestiegen. Wobei es große Unterschiede je nach Mietverhältnis gibt. Private Mietwohnungen wurden um 18 Prozent teurer. Im Schnitt kostet der Quadratmeter inklusive Betriebskosten inzwischen acht Euro. Gemeindewohnungen verteuerten sich um 13,3 Prozent auf 6,1 Euro, Genossenschaftswohnungen um 11,2 Prozent auf 6,2 Euro.
Und es gibt enorme Unterschiede nach Regionen. In den Ballungszentren Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck steigen die Mieten deutlich stärker an, während sie in manchen ländlichen Regionen stagnieren. In der Stadt Salzburg werden für private Wohnungen bereits rund 15 Euro pro Quadratmeter verlangt, im Zentrum Wiens zwischen 18 und 20 Euro, in Linz zwölf Euro.
Die steigenden Wohnkosten bringen viele Bürgerinnen und Bürger inzwischen an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit. Die Politik schafft es bisher nicht, dagegen etwas zu unternehmen. SPÖ und ÖVP verhandeln seit Jahren ergebnislos über ein neues Mietrechtsgesetz, das Wohnen günstiger machen soll. Den Anstoß für diese Reform hatte bereits im Jahr 2012 die damalige Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) gegeben. Wobei es grundsätzliche Auffassungsunterschiede zwischen den Parteien gibt. Die SPÖ denkt eher daran, die Höhe der Mieten zu begrenzen, während die ÖVP das Vermieten vereinfachen will, damit mehr Wohnungen angeboten werden.
Experten sind sich einig, dass es keine schnelle und einfache Lösung für das Problem gibt. Der Geschäftsführer des Instituts für Wohnen, Bauen und Planen, Andreas Oberhuber, weist darauf hin, dass an mehreren Schrauben gedreht werden müsse, damit sich die Preissituation entspanne. So müsste etwa das Mietrecht transparenter werden, damit klar wird, wofür Vermieter Zu- und Abschläge verlangen können. In den Ballungsgebieten müssten dringend mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Dies könnte einerseits durch den vermehrten Bau von Unterkünften passieren, andererseits sollte erhoben werden, wie viele Wohnungen leer stehen und durch welche Maßnahmen man sie auf den Markt bringen könnte.
Laut dem Geschäftsführer der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Salzburg, Markus Sturm, wird die Nachfrage nach erschwinglichen Mietwohnungen auch in Zukunft hoch bleiben. Dies sei allerdings nicht nur auf den Zuzug in die Ballungszentren zurückzuführen, sondern auch auf die gesellschaftlichen Veränderungen. So nehme die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte stark zu. Gleichzeitig sinke die Zahl der Wohnungen, in denen größere Familien lebten. Allein deshalb steige die Nachfrage nach neuen Wohnungen. „Eigentlich hinken wir dem tatsächlichen Bedarf immer nach“, sagt Sturm. Es gebe keine andere Möglichkeit, als die Bauleistung weiter voranzutreiben.
Wie sehr die hohen Wohnkosten Menschen in Bedrängnis bringen, wird durch zwei Zahlen belegt: 200.000 Privathaushalte haben Probleme, das Geld für die Miete oder einen Kredit aufzubringen. Wobei Mieter häufiger von Zahlungsproblemen betroffen sind.
Und: Die Zahl der Personen, die eine Wohnbeihilfe benötigen, hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt.