ÖSV muss Kahlschlag verkraften
In einem Jahr musste der heimische Skiverband viele Topathleten verabschieden.
SALZBURG. Spätestens bei der Ankündigung von Kathrin Zettel, dass sie einen Rücktritt für die nächste Saison nicht ausschließen könne, dürften viele Verantwortliche im Österreichischen Skiverband (ÖSV) zusammengezuckt sein. Bitte nicht noch eine Spitzenläuferin, dürften sich viele gedacht haben. „Kathrin hat es noch nicht entschieden“, ließ ÖSV-Pressemann Christoph Malzer ausrichten und relativierte ein vielleicht vorzeitiges Karriereende der erst 28-jährigen Technikerin und Kombinations-Weltmeisterin.
Der ÖSV hat in den letzten Monaten vor allem bei den Damen einen richtigen Kahlschlag hinnehmen müssen: Niki Hosp, Andrea Fischbacher, Regina Sterz, Alexandra Daum, vielleicht Kathrin Zettel, die ja seit längerer Zeit an Hüftproblemen leidet. Es ist ein Aderlass, der unerwartet kommt, aber vielleicht auch eine Chance, die sich in der Folge für junge und nachkommende Läuferinnen bietet.
Da mag es wie Balsam auf die geschundene ÖSV-Seele wirken, wenn Benjamin Raich am Mittwoch verlautbaren ließ, dass er sich zwar noch nicht entschieden habe, ob er weiterfährt. „Ich bereite mich aber auf die neue Saison vor“, so Raich. Ein Abschied mit 37 Jahren klingt wohl anders. Er könne sich auch eine WM 2017 in St. Moritz vorstellen.
Fakt ist: Vor rund 15 Monaten hat im ÖSV eine schier unfassbare Rücktrittswelle eingesetzt (siehe Grafik rechts). Viele Leistungsträger wie Marlies Schild-Raich (Rücktritt im September 2014) bei den alpinen Damen oder Mario Matt (März 2015) haben die Ski an den Nagel gehängt. Sie hinterlassen eine große Lücke. Jetzt ruhen mehr denn je die
„Bereite mich auf die neue Saison vor.“
Hoffnungen auf den Gesamtweltcupsiegern Anna Fenninger und Marcel Hirscher.
Bei den Skispringern beendete ab März 2014 innerhalb eines Jahres gleich eine ganze Garde von Athleten die Karriere. Vormals Leistungsträger, wohlgemerkt. Als Erster gab Martin Koch – der spätere ORF- Kommentator – seinen Abschied im März 2014 bekannt. Ein halbes Jahr später folgte Thomas Morgenstern, der den psychischen Folgen nach seinen schweren Stürzen Tribut zollen musste.
Die kommende Saison könnte für den ÖSV eine Herausforderung werden.