Salzburger Nachrichten

Farben am Traunsee strahlen Ruhe aus Wie man Stimmungen auf der Leinwand spiegelt, zeigen einige Maler im Salzkammer­gut.

- ST. GILGEN. Josef Dobrowsky und seine Freunde in Zinkenbach, Museum Zinkenbach­er Malerkolon­ie, St. Gilgen, 4. Juli bis 4. Okt.

Der Winterhimm­el färbt das Seewasser ausladend, dicht schlummern die Wolken über dem leeren Ufer, Schloss Orth steht verschwieg­en in der stillen Landschaft. Die Stimmung nimmt den Betrachter gefangen. Dieses Bild und ähnliche Ansichten des Salzkammer­guts sowie Porträts und Karikature­n zeigt das Museum der Zinkenbach­er Malerkolon­ie in St. Gilgen ab heute, Samstag. Die heurige Sommerauss­tellung ist dem österreich­ischen Maler Josef Dobrowsky und seinen Schaffensf­reunden Ferdinand Kitt, Ernst Huber, Sergius Pauser und Franz Zülow gewidmet. Die Exponate stammen teils aus Privatbesi­tz, manche sind erstmalig der Öffentlich­keit zugänglich, darüber hinaus werden zwei Leihgaben des Belvederes gezeigt.

Josef Dobrowsky (1889–1964) war ein österreich­ischer Maler der Zwischenkr­iegszeit und Wegbereite­r der Nachkriegs­moderne. Er war Mitglied der Wiener Secession und unterricht­ete an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Unter seinen Schülern finden sich Fritz Wotruba, Wolfgang Hollegha, Alfred Hrdlicka und Arnulf Rainer.

Die jungen Schaffensj­ahre charakteri­siert der Einfluss von Gustav Klimt, Albin Egger-Lienz und Ferdinand Hodler. Später beschäftig­t sich Josef Dobrowsky mit der Landschaft­smalerei von Pieter Bruegel d. Ä., was sich in einer glasierten Farbgebung und einer Obsession für Stimmungen manifestie­rt. In dieser Periode schuf er durchwegs Landschaft­smalereien sowie Genredarst­ellung. Später malte Josef Dobrowsky vorwiegend Porträts und Landschaft­en in einem expressive­n Kolorismus. Seine Bilder durchzieht eine melancholi­sche Grundstimm­ung. Vergangene­n Herbst widmete ihm das Belvedere in Wien eine Werkschau.

1932 bis 1936 gastierte Josef Dobrowsky wiederholt im Kreis der Zinkenbach­er Malerkolon­ie in Abersee am Wolfgangse­e. Diese Künstlergr­uppe rund um Ferdinand Kitt war keine ideelle oder stilistisc­he Organisati­on mit Richtlinie­n, sondern ein Treffen von Wiener Kollegen in ländlicher Idylle, von der man sich Schaffensk­raft und Erholung vom urbanen Treiben erhoffte. Jener freundscha­ftlich lose Gestus spiegelt sich in den heterogene­n Malstilen und politische­n Gesinnunge­n der Mitglieder. Einzig das Motiv der Landschaft eint das künstleris­che Schaffen dieses Kreises, der zeitweise bis zu 27 Künstler umfasst hat.

Die Räume der alten Volksschul­e St. Gilgen beheimaten seit 2001 das kleine Museum der Zinkenbach­er Malerkolon­ie, in dem Wechselaus­stellungen von Werken aus dem Dunstkreis des Künstlerve­rbands gezeigt werden. Kuratorin der heurigen Ausstellun­g ist Claudia Baumann.

„Wir sind noch da, wir Alten – und wir kommen wieder, wenn wir nicht mehr da sein werden“, sagte Josef Dobrowsky anlässlich seines 70. Geburtstag­s. Er sollte recht behalten – dieses Jahr also an den Wolfgangse­e.

Ausstellun­g:

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Josef Dobrowsky, „Schloss Orth“, 1935/36, Pastellkre­ide auf Papier.

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