Farben am Traunsee strahlen Ruhe aus Wie man Stimmungen auf der Leinwand spiegelt, zeigen einige Maler im Salzkammergut.
Der Winterhimmel färbt das Seewasser ausladend, dicht schlummern die Wolken über dem leeren Ufer, Schloss Orth steht verschwiegen in der stillen Landschaft. Die Stimmung nimmt den Betrachter gefangen. Dieses Bild und ähnliche Ansichten des Salzkammerguts sowie Porträts und Karikaturen zeigt das Museum der Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen ab heute, Samstag. Die heurige Sommerausstellung ist dem österreichischen Maler Josef Dobrowsky und seinen Schaffensfreunden Ferdinand Kitt, Ernst Huber, Sergius Pauser und Franz Zülow gewidmet. Die Exponate stammen teils aus Privatbesitz, manche sind erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich, darüber hinaus werden zwei Leihgaben des Belvederes gezeigt.
Josef Dobrowsky (1889–1964) war ein österreichischer Maler der Zwischenkriegszeit und Wegbereiter der Nachkriegsmoderne. Er war Mitglied der Wiener Secession und unterrichtete an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Unter seinen Schülern finden sich Fritz Wotruba, Wolfgang Hollegha, Alfred Hrdlicka und Arnulf Rainer.
Die jungen Schaffensjahre charakterisiert der Einfluss von Gustav Klimt, Albin Egger-Lienz und Ferdinand Hodler. Später beschäftigt sich Josef Dobrowsky mit der Landschaftsmalerei von Pieter Bruegel d. Ä., was sich in einer glasierten Farbgebung und einer Obsession für Stimmungen manifestiert. In dieser Periode schuf er durchwegs Landschaftsmalereien sowie Genredarstellung. Später malte Josef Dobrowsky vorwiegend Porträts und Landschaften in einem expressiven Kolorismus. Seine Bilder durchzieht eine melancholische Grundstimmung. Vergangenen Herbst widmete ihm das Belvedere in Wien eine Werkschau.
1932 bis 1936 gastierte Josef Dobrowsky wiederholt im Kreis der Zinkenbacher Malerkolonie in Abersee am Wolfgangsee. Diese Künstlergruppe rund um Ferdinand Kitt war keine ideelle oder stilistische Organisation mit Richtlinien, sondern ein Treffen von Wiener Kollegen in ländlicher Idylle, von der man sich Schaffenskraft und Erholung vom urbanen Treiben erhoffte. Jener freundschaftlich lose Gestus spiegelt sich in den heterogenen Malstilen und politischen Gesinnungen der Mitglieder. Einzig das Motiv der Landschaft eint das künstlerische Schaffen dieses Kreises, der zeitweise bis zu 27 Künstler umfasst hat.
Die Räume der alten Volksschule St. Gilgen beheimaten seit 2001 das kleine Museum der Zinkenbacher Malerkolonie, in dem Wechselausstellungen von Werken aus dem Dunstkreis des Künstlerverbands gezeigt werden. Kuratorin der heurigen Ausstellung ist Claudia Baumann.
„Wir sind noch da, wir Alten – und wir kommen wieder, wenn wir nicht mehr da sein werden“, sagte Josef Dobrowsky anlässlich seines 70. Geburtstags. Er sollte recht behalten – dieses Jahr also an den Wolfgangsee.
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