Scheidung in Etappen
Der Optimismus der Teamführung von Red Bull Racing nach dem verspäteten Treffen mit Renaults Technikern war Freitag im Fahrerlager von Silverstone enden wollend. „Die Daten und Ergebnisse der Versuche auf dem Prüfstand waren zufriedenstellend, aber jetzt müssen wir einmal sehen, ob die theoretischen Werte in der Praxis auch halten werden“, sagte Teamchef Christian Horner ziemlich emotionslos. Sein Co-Direktor Helmut Marko erläuterte: „Renault erklärte uns, dass die Standfestigkeit jetzt gegeben sei und dass die Leistung bis Saisonende sukzessive gesteigert werde. Wir werden sehen.“Begeisterung klingt anders. Und einige Insider meinen sogar: Das Verhältnis zwischen Red Bull und Renault sei seit dem Österreich-GP nachhaltig beschädigt. Was natürlich niemand bestätigen will.
In der Zwischenzeit scheint klar zu sein, dass Renault seine drei Formel-1-Optionen (Übernahme eines Teams, Verbleib als Motorenausrüster oder Totalausstieg) auf zwei reduzierte: Die Ausrüsterrolle (wie derzeit für Red Bull Racing/Toro Rosso) kommt nach 2016 nicht mehr infrage. Die Franzosen sollen nun knapp vor dem Rückkauf von 51 Prozent des Lotus-Rennstalls stehen, der von Renault 2009 an Genii Capital verkauft worden war. Künftiger „starker Mann“im alten, neuen RenaultTeam soll Markenbotschafter Alain Prost werden. Lotus hatte erst im Winter den Motorenpartner gewechselt: von Renault zu Mercedes – mit Vertrag bis 2020. Mercedes-Sportchef Toto Wolff sagte dazu: „Wenn Lotus wieder aus dem Vertrag rauswill, werden wir eine Lösung finden.“
Es scheint, dass nicht nur Red Bull mit Renault abgeschlossen hat, sondern auch umgekehrt. Die Saison 2016 wird wohl ein mühsames gemeinsames Finale werden.