Die Tour de France 2015 wird zum Vierkampf der Stars
So offen wie selten zuvor: Chris Froome, Alberto Contador, Vincenzo Nibali und Nairo Quintana sehen sich als Sieganwärter.
Die 102. Tour de France hält nicht nur die gewohnt harten Bergetappen bereit, sondern bereits in der ersten Woche knifflige Klassikerteilstücke, die das Klassement früh durcheinanderbringen könnten. 2014 hat Vincenzo Nibali auch die Pflastersteine und giftigen Anstiege souverän gemeistert, während Chris Froome und Alberto Contador nach Sturzverletzungen die Segel streichen mussten.
Ab Samstag kommt es zur Neuauflage des Großkampfes der Rundfahrtstars. Komplettiert wird das Quartett der prägenden Figuren der vergangenen Jahre vom Kolumbianer Nairo Quintana.
Für den zweifachen Tourchampion Contador (ein weiterer Sieg 2010 wurde wegen Dopings aberkannt) geht es bei der „Großen Schleife“um die Komplettierung des Doubles aus Giro und Tour. Zuletzt gelang das Kunststück, die beiden Rundfahrten in einem Jahr zu gewinnen, 1998 dem Italiener Marco Pantani.
„Es wird sehr hart. Es ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, vor allem ist es eine mentale. Und auch das Rennen muss gut laufen. Aber wenn Leute sagen, dass es unmöglich ist, motiviert mich das noch mehr“, meinte der 32-jährige Contador, der die Tour 2007 und 2009 für sich entschieden hat. Fraglich ist vor allem, wie der Spanier die Giro-Strapazen verkraftet hat.
Die anderen Favoriten haben die Italien-Rundfahrt ausgelassen. Des- halb bremst Contadors Teamchef Steven de Jongh die Erwartungen. „Wir wissen um seine Klasse, aber wir gehen nicht als Topfavorit in die Tour.“
Ausgezeichnet in Schuss zeigte sich zuletzt Froome. Dementsprechend motiviert geht der starke Zeitfahrer an den Start des Tourauftakts mit einem 14-km-Kampf gegen die Uhr in den Niederlanden. „Die Enttäuschung des letzten Jahres ist die größte Motivation für heuer. Seit dem Sturz 2014 brenne ich darauf, in der bestmöglichen Form zurückzukommen. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, betonte der 30-jährige Brite.
Der Sky-Leitwolf kann sich wie Contador (Tinkoff-Saxo) und Nibali (Astana) auf besonders starke Teams mit etlichen Edelhelfern stützen, die unermüdlich für ihre Kapitäne schuften werden. Vorjahressieger Nibali präsentierte sich nach Achillessehnenproblemen im Winter heuer hingegen noch nicht wirklich oft in Galaform.
Kaum in Erscheinung getreten ist in der bisherigen Saison Kletterspezialist Quintana. Der Kolumbianer hat sich nach seinem Tirreno-Erfolg im März hauptsächlich abseits des Rennzirkus in der Höhenlage seiner Heimat vorbereitet. Für den limitierten Zeitfahrer Quintana spricht, dass es diesmal nur einen kurzen Kampf gegen die Uhr zum Auftakt und ein Teamzeitfahren (9. Etappe, 28 km) gibt.