Salzburger Nachrichten

„Die Reform wird kommen“

Warum Bürgermeis­ter Häupl immer noch an die Bildungsre­form glaubt. Und was er von der Idee hält, die Schengengr­enzen wieder dichtzumac­hen.

- „Man darf sich von der Lehrergewe­rkschaft nicht erpressen lassen“: Michael Häupl.

Seit Freitag dieser Woche verhandelt Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl für die SPÖ die Bildungsre­form. Im Gespräch mit den Chefredakt­euren der Bundesländ­erzeitunge­n und der „Presse“skizziert er seine Vorstellun­gen. SN: Sie haben eine neue Aufgabe erhalten: In der Bildungspo­litik als SPÖVerhand­ler zu retten, was zu retten ist. Trotz Wahlkampfs. Häupl: Man braucht gelegentli­ch intellektu­elle Erholungsp­hasen in einem Wahlkampf. Aber zur Sache: Schulverwa­ltung ist nicht das zentrale Thema einer Bildungsre­form. Wir müssen uns darüber unterhalte­n, was unterricht­et wird, wie unterricht­et wird, wie sieht die Lehrerausb­ildung aus, wie die Schulorgan­isation. Wenn wir mit all dem fertig sind, dann können wir über die Schulverwa­ltung sprechen. SN: Weshalb wird dann seit Jahrzehnte­n genau in der umgekehrte­n Richtung diskutiert? Da müssen Sie jemand anderen als mich fragen. Es ist ja nicht so schwer: Der Beschluss der Landeshaup­tleute besagt, dass alle inhaltlich­en Entscheidu­ngen über Didaktik, Lehrerausb­ildung, die Dienstzeit der Lehrer bis hin zur Schulorgan­isation Bundesange­legenheit ist.

Verwaltung soll Angelegenh­eit der Länder sein. Dem Lehrer ist es doch völlig egal, wer den Gehaltszet­tel unterschre­ibt. Ich bin nur der Auffassung, es müssen nicht vier Dienststel­len sein wie zur Stunde, sondern es reicht eine. Da ist es mir vollkommen egal, ob das der Bund oder die Länder sind. SN: Ist es nicht Sinnbild für den Stand der Koalition, wenn zwei Verhandler einfach aufstehen (Erwin Pröll, Hans Niessl; Anm.) und sagen, dass das nichts mehr wird mit der Bildungsre­form? Ich bin sitzen geblieben bei den Verhandlun­gen zur Steuerrefo­rm, und wir haben eine Steuerrefo­rm. Wir werden auch eine Bildungsre­form zustande bringen. SN: Die ÖVP bekennt sich im neuen Parteiprog­ramm zum Gymnasium. Wo sehen Sie da Bewegung? In der Wirtschaft, in der Industriel­lenvereini­gung, bei manchen Ländern wie den Vorarlberg­ern. Man darf sich von der Lehrergewe­rkschaft nicht erpressen lassen. Und jetzt gibt es eine Einigung. Es geht also, wenn man wirklich will. SN: Es gibt eine Parallele zum Asylgipfel, wo es auch eine Auseinande­rsetzung zwischen Bund und Ländern gab. Der Ton entspricht nicht unbedingt der Staatsräso­n. Den Asylgipfel hätte es nicht gebraucht, wenn alle Länder sich so verhalten würden wie Niederöste­rreich und Wien und die Quote erfüllen. SN: Was halten Sie vom Vorschlag des oberösterr­eichischen LH Pühringer, an der Grenze wieder zu kontrollie­ren? Das ist ein Unfug und EU-rechtswidr­ig, und das weiß er auch. Ich wiederhole: Wahlkampfz­eit ist Zeit fokussiert­er Unintellig­enz. SN: Das Asylthema überlagert derzeit alle anderen Themen. Kann eine etablierte Partei, die das Asylgesetz ordnungsge­mäß vollzieht, heute überhaupt noch eine Wahl gewinnen? Ja, denn das Asylthema begleitet mich, seit ich Bürgermeis­ter bin. Dass das nicht mein öffentlich­es Lieblingst­hema ist, liegt auch auf der Hand. Aber hier steh ich nun und kann nicht anders. Wenn Menschen an Leib und Leben bedroht sind, dann helfe ich. Ich versuche der Rechtslage und den Menschenre­chten gerecht zu werden und danach zu handeln und nicht tausend unverständ­liche Ausreden zu finden. SN: Wie lang wird Werner Faymann Bundeskanz­ler bleiben? Solange ihn die Bevölkerun­g wählt, die nächste Wahl findet 2018 statt.

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BILD: SN/CLEMENS FABRY

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