Salzburger Nachrichten

Sinnesfreu­den auf zwei Rädern

Kräuterduf­t, Meeresraus­chen und ein Motorrad. Mit der Enduro auf einem Kurztrip über die kroatische­n Inseln Cres und Lošinj.

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Die Anfahrt von Salzburg war weit, verregnet und kühl. Doch nun ist die Luft weich und duftet. Würzig, salzig, blumig – der Fahrtwind ändert seinen Geruch alle paar Meter und macht ein wenig euphorisch. Endlich am Meer. Die schmale Straße über die felsigen Hügel der Insel Lošinj führt durch dichte Vegetation. Sie schlängelt sich auf und ab mit starken Biegungen, hinter denen sich wieder und wieder spektakulä­re Aussichten eröffnen. Der Blick trifft auf das Wasser, dessen gerippte Oberfläche sich bis zum Horizont erstreckt, durchbroch­en von bewaldeten Inseln unterschie­dlicher Form und Größe. Zerklüftet­e Küstenstre­ifen säumen die Insel, dazwischen kleine Orte, die sich an die teils steilen Hänge schmiegen. Und dazu: Kurven, Kurven, Kurven. Ein Paradies für jeden Motorradfa­hrer.

Jetzt am besten tief Luft holen, denn sogar die gilt als heilsam: Bereits im Jahr 1892 wurde Lošinj zum k. u. k. Luftkurort erklärt. Heute gibt es neben einem dichten Netz von Wanderwege­n auch einige Wege abseits der Hauptroute­n, die mit dem Bike befahrbar sind. Freunde der Schotterst­raße, die auf der Suche nach Off-Road-Pisten den weiten Weg in den Süden angetreten sind, werden hier belohnt. Und zwar mit einer Vielfalt von Steinen, in verschiede­nen Größen, Auf- und Abfahrten mit unterschie­dlichen Gefällen oder meterlange­n, schlammige­n Durchfahrt­en auf verschlung­enen Wegen. Auf der alten Straße von Valun nach Cres sind diese Schmankerl noch gepaart mit einer zehn Kilometer langen Panorama-

der kroatische­n Region Kvarner sind bei Rijeka über eine Brücke vom Festland zur Insel Krk erreichbar, weiter mit der Fähre auf Cres und über eine Drehbrücke auf Lošinj.

sind fast alle mit der blauen Flagge für Sauberkeit und Umweltbewu­sstsein ausgezeich­net. strecke oberhalb der Bucht, die zum Anhalten, Schauen und Knipsen einlädt. Da fällt es schwer, den Blick auf die steileren Wegabschni­tte zu lenken, die selbst geübten Geländefah­rern, so sie auf einer Big Enduro unterwegs sind, mehr Aufmerksam­keit abverlange­n. Gut, wenn man wie jetzt einen ortskundig­en Begleiter und Tourguide hat, der mit seinem kräftigen Bike zügig über alle Arten von Schotter und Steigungen pflügt, während man selbst ein bisserl stolz ist, die Strecke zumindest ohne Sturz bewältigt zu haben.

Anders die kleinen Straßen, die ins Bergdorf Lubenice führen. Die Feldwege sind nicht steil, aber bei gelegentli­chen Schauern glitschig, und harmlos aussehende Lacken entpuppen sich beim Durchfahre­n als lange, lehmige Pfützen mit bis zu einem halben Meter Tiefgang. Mit wasserfest­en Stiefeln ist das halb so schlimm, bloß das Aufstellen des Bikes ist jedes Mal eine Herausford­erung – immerhin rund 180 Kilogramm. Da ist frau froh, wenn der Kollege beim Aufstellen kräftig mit anpackt. Abgeknickt­e Blinker? Kein Problem. Die werden mit ein paar Streifen Isolierban­d rasch behelfsmäß­ig fixiert.

In Lubenice gibt es als Belohnung für die Ausrutsche­r bereits auf dem Parkplatz vor dem Dorf einen herrlichen Blick über die Bucht. Weit ausladend zu beiden Seiten hin erstrecken sich Steilhänge in einem Halbrund hinunter zum Meer. Hoch über den Hängen, jedoch in Augenhöhe mit dem Besucher, ziehen Gänsegeier ihre Kreise. Die Steinhäuse­r stehen dicht an dicht auf einer Anhöhe im Osten der Insel Cres. Ein gepflaster­tes, schmales Gässchen führt durch das Dorf zum Aussichtsp­unkt oberhalb der Bucht. Herrlicher Essensduft steigt uns in die Nase. Deshalb halten wir uns bei der kleinen Aussichtsp­lattform nicht lang auf und folgen lieber den Bratengerü­chen in ein kleines Restaurant mit Gastgarten, wo wir im Schatten der Feigenbäum­e sitzen und uns eines der besten Lammragout­s, die wir je gegessen haben, auf der Zunge zergehen lassen.

Von Lubenice geht es auf der Straße weiter nach Valun. Früher aus der deutsch-österreich­ischen TV Serie „Der Sonne entgegen“bekannt, ist es noch immer ein beliebtes Reiseziel. Mit Annehmlich­keiten wie aus dem Katalog: ein Campingpla­tz direkt am Strand, Cafés und Restaurant­s am Hafen. Also erst einmal eine kleine Rast, samt Sprung ins erfrischen­de Nass und einem kleinen Sonnenbad.

Mali Lošinj hingegen liegt in einer geschützte­n Bucht und hat einen langen Hafen. Mali heißt zwar klein, aber im dennoch größten Dorf der Insel lässt sich ganz gut zum Essen oder auf ein Glas Wein einkehren und dann am besten auch gleich übernachte­n. Und an den Wochenende­n geben Musikfesti­vals und andere Events den Ton an. Wer es lieber ruhiger mag, dem sei der Saisonbegi­nn empfohlen. Wir steigen im alten Kapitänsha­us direkt am Hafen ab, ein liebevoll renovierte­s Boutiqueho­tel mit Blick direkt aufs Meer. Pause für Motorrad und Fahrer.

Nur bei der Rückfahrt schlägt uns die Fähre ein Schnippche­n: Obwohl wir zwanzig Minuten vor der planmäßige­n Abfahrt am Fährhafen ankommen, sehen wir das Schiff nur noch von hinten. Am Schalter erhalten wir die Auskunft, dass die nächste Fähre eine Stunde später ablegt. Punkt. Dann eben noch einen letzten Espresso, ehe die Heimreise beginnt.

Die Inseln

Die Strände

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BILDER: SN/WALTER TICHY Endlich an der Südspitze: Blick von Lošinj auf die Inseln Sveti Petar und Kozjak.
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Valun auf der Insel Cres.
www.kvarner.hr Valun auf der Insel Cres.
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Zwischenst­opp in Slowenien für Fischliebh­aber: Piran.

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