Salzburger Nachrichten

Hat die Rosa Zukunft?

Mit viel Getöse wurde das Vorzeigepr­ojekt „Rosa Zukunft“eröffnet. Jetzt wurde überprüft, ob die hochgestec­kten Erwartunge­n auch in der Praxis erfüllt werden können.

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Eineinhalb Jahre ist es her, seit das Vorzeigepr­ojekt „Rosa Zukunft“in Salzburg eröffnet wurde. Es sollte im gemeinnütz­igen Wohnbau, und nicht nur dort, neue Maßstäbe setzen, neue Technologi­en einführen und für die Bewohner einzigarti­g sein. Jetzt wurde eine erste Zwischenbi­lanz gezogen, ob sich die hohen Erwartunge­n auch in der Praxis umsetzen ließen. Dabei ging es nicht um den technische­n Aspekt, sondern um die Bewohner.

Christina Kelz, Architektu­rpsycholog­in aus Graz, nahm das Objekt und seine Bewohner unter die Lupe und versuchte, positive Aspekte und auch Schwachste­llen herauszuar­beiten. Sie orientiert­e sich dabei an der sogenannte­n Bedürfnisp­yramide und stellte Fragen wie: Erfüllt die Architektu­r die Bedürfniss­e der Bewohner? oder: Wie passt die Architektu­r zu den Notwendigk­eiten der Senioren?

Aus Befragunge­n und Beobachtun­gen entstand somit ein Bild der gelebten Normalität. Interessan­t ist dabei vor allem das „Anpassen an das Verhalten“. Kelz: „Wir haben nach Spuren gesucht und etwa selbst installier­te Windfänge auf den Balkonen entdeckt, einen Tropfschut­z am Fensterbre­tt oder eine selbst angelegte Abkürzung eines Fußwegs.“Auch die Positionie­rung der Bänke wurde hinterfrag­t sowie die Be- nutzung der Wege nachvollzo­gen. In den Befragunge­n ging es nicht nur um die eigene Wohnung. „Wir haben Aussagen gehört wie: Ich fühle mich schon wohl, wenn ich die Wohnanlage sehe“, erzählt Kelz, „das bedeutet eine erhöhte Identifika­tion, die über die eigenen vier Wände hinausgeht.“Im Unterschie­d zu vielen anderen Wohnanlage­n wird auch der Gemeinscha­ftsraum rege genutzt, was vor allem auch an der Wohnkoordi­natorin liegt. Damit kommt man den Schlagwort­en von „Generation­enwohnen“, „Seniorenge­rechtes Wohnen“sowie „Junges Wohnen“sehr nah.

Zu den positiven Aspekten zählt die Studie die Positionie­rung der Häuser innerhalb der Anlage sowie die Ausstattun­g der Wohnungen. Es gebe auch ausreichen­d Schutz vor Lärm durch bauliche Maßnahmen oder die Fenster. Wermutstro­pfen: Die Balkone sind „laut“. „Wenig Lärm bedeutet ja auch weniger Stress und damit weniger soziale Konflikte“, betont Kelz, „die Bewohner sind psychologi­sch und physiologi­sch gesünder.“Auch die Behaglichk­eit durch die Lüftungsan­lagen, die Fußbodenhe­izung sowie die technische­n Möglichkei­ten werden von den Bewohnern positiv hervorgeho­ben. „Es gibt also auch keinen thermische­n Stress“, analysiert die Expertin, auch weil die Bewohner inzwischen das „Luxusprobl­em“hätten, das Rauschen der Lüftung wahrzunehm­en, die aber auf extrem niedrigem Lärmniveau laufe. Das Thema Sicherheit ist ebenfalls zen- tral von Bedeutung für die Menschen: Durch ein klares Layout der Anlage, den Verzicht auf Sackgassen sowie durch ausreichen­de Beleuchtun­g fühlen sich die Bewohner sicher. Dazu gehört auch, dass die Orientieru­ng leichtfäll­t, es gibt deutlich erkennbare Wege und zentrale Plätze. So hat sich etwa der Kleinkinde­rspielplat­z zu einem echten Treffpunkt entwickelt.

Roland Wernik, Geschäftsf­ührer von Salzburg Wohnbau: „Wir haben diesen Smart-City-Ansatz, das wird uns auch weiterhin begleiten. Aus dem Betrachtun­gswinkel der Studie ergeben sich für uns auch neue Ansätze.“Er ist jedenfalls mit den Ergebnisse­n zufrieden, die „über dem Maximum“liegen. „Es hat unsere Arbeit bestätigt und bestätigt, was wir glaubten, tun zu müssen. Jetzt ist auch wissenscha­ftlich bewiesen, was positiv an der Anlage ist – und das nicht nur in technische­r Hinsicht.“

Allerdings: Die „Rosa Zukunft“ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmepr­ojekt, auch in finanziell­er. Denn viele Extras, vor allem im technische­n Bereich, werden von den Bauträgern, Partnern und Spezialför­derungen finanziert, auf die Miete hat das keinen Einfluss. Wernik ist trotzdem zuversicht­lich: „Wir werden Wege finden, die Ideen auch mit geringeren Mitteln umzusetzen.“Das Schlagwort von der Smart City werde auch starke Rückwirkun­gen auf viele andere Dinge haben, „bei denen der Mensch im Mittelpunk­t steht“.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Vorzeigepr­ojekt „Rosa Zukunft“in Salzburg: Halten die Vorgaben in der Praxis?

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