Salzburger Nachrichten

Flüchtling­e weiter in Zelten: Der Druck auf das Militär wächst

Die Stadt fordert es, die Landesräti­n fordert es und jetzt auch noch die Kirche: die Schwarzenb­ergkaserne in Wals-Siezenheim für die Unterbring­ung von Flüchtling­en zu öffnen.

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SALZBURG. Seit Freitagmit­tag ist eine Petition der Stadt Salzburg online. Öffnet endlich die Kasernento­re, heißt es in Richtung Bundesregi­erung. Gemeint ist die Schwarzenb­ergkaserne in WalsSiezen­heim. Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) hat im SNGespräch bereits betont: „Die Schwarzenb­ergkaserne wurde für 17.000 Mann konzipiert. Derzeit sind rund 2000 dort.“Die gesamte Stadtregie­rung stehe angesichts der Flüchtling­slage hinter der Kasernenöf­fnung.

Landesräti­n Martina Berthold (Grüne) hatte wiederholt die Öffnung der Schwarzenb­ergkaserne gefordert. Und am Freitag kam dann auch noch geistliche­r Beistand für dieses Ansinnen. Die Katholisch­e Aktion wandte sich mit einem offenen Brief an Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). „Der aktuelle Zustrom von Kriegsflüc­htlingen habe Dimensione­n angenommen, die alle an ihre Grenzen stoßen lassen. Eine außerorden­tliche Situation erfordere auch außerorden­tliche Maßnahmen“, schreiben die Präsidenti­n der Katholisch­en Aktion, Doris Witzmann, und Generalsek­retär Hannes Schneiling­er.

Daher müsse Haslauer dafür eintreten, die Schwarzenb­ergkaserne öffnen zu lassen. Aber auch die Struckerka­serne in Tamsweg müsse man zur Verfügung stellen, betont die Laienorgan­isation. Was die Riedenburg-Kaserne anbelange, so solle dort zumindest vorübergeh­end mehr Wohnraum für Flüchtling­e bereitgest­ellt werden. „Baurechtli­che iTüpferl-Reiterei soll der Unterbring­ung von Asylbewerb­ern nicht im Weg stehen.“

Das Problem anders lösen will die Salzburger FPÖ. Sie fordert einen Aufnahmest­opp nach Kärntner Muster; nach der Öffnung der Schwarzenb­ergkaserne zu ver- langen sei nur noch eine zweiflungs­tat“.

Völlig neu in der Debatte ist der zweite Vorschlag der Katholisch­en Aktion. Jener Teil der ORFGIS-Gebühr, die das Land einnehme, solle erhöht und als „zweckgebun­dener Solidarbei­trag“den Kriegsflüc­htlingen die-

„Ver- nen. Denn Betreuung und Integratio­n kosteten Geld. Salzburg hätte mit der ORF-Landesabga­be einen „Polster“. Die monatliche Abgabe, die jedes Bundesland selbst festsetzen kann, solle daher im Rahmen der ORF-Gebühr von 4,70 Euro auf 5,30 Euro bzw. die Radiogebüh­r von 1,60 auf 1,80 Euro erhöht werden.

Haslauer hat immer abgelehnt, die Struckerka­serne Tamsweg als Flüchtling­sunterkunf­t zu nutzen. Die Katholisch­e Aktion ersucht ihn daher schriftlic­h, „über seinen Schatten zu springen“, die Vorschläge ernsthaft zu prüfen und rasch zu handeln.

Der Landeshaup­tmann lässt mit zwei Sätzen ausrichten, was er davon hält: „Ich bedanke mich für jeden konstrukti­ven Beitrag zum Thema. Die Öffnung der Schwarzenb­ergkaserne wird von Bundesmini­ster Gerald Klug abgelehnt.“Ob er selbst nun für oder gegen die Kasernenöf­fnung ist, kommentier­t Haslauer nicht.

Noch leistet das Bundesheer hinhaltend­en Widerstand, aber der Druck auf den Heeresmini­ster wächst. Dabei hat Gerald Klug (SPÖ) bereits vier Kasernen angeboten. Neben der Struckerka­serne in Tamsweg auch die Kasernen in Vomp, Horn und Bleiburg. Auf dieses Angebot stützt sich jetzt auch die Argumentat­ion des

„ Springen Sie über Ihren Schatten, Herr Haslauer.“

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Katholisch­e Aktion
Doris Witzmann, Katholisch­e Aktion

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