Salzburger Nachrichten

Reicht ein Notarzt im Norden?

Aus Personalma­ngel können die Spitalsärz­te den zweiten Notarzt für Salzburg und Umgebung in der Nacht nicht mehr stellen. Nun wird überlegt, diesen Ersatz-Notarzt zu streichen.

- Christian Stöckl, Spitalsref­erent

Wie viele Notärzte sind künftig in der Nacht für den Norden Salzburgs zuständig? Darüber gibt es Diskussion­en zwischen dem Roten Kreuz, der Politik und den Salzburger Landesklin­iken (SALK). Derzeit gibt es zwei Notärzte für ein Einzugsgeb­iet mit 240.000 Bewohnern. Wenn es zwischen dem Innviertel und dem Pass Lueg zu einem schweren Unfall oder einem internen Notfall kommt, rückt ent- weder das Notarztein­satzfahrze­ug (NEF) oder der Rettungshu­bschrauber aus. Beide sind mit einem Notarzt besetzt. In der Nacht funktionie­rt das System anders. Der Hubschraub­er kann bei Dunkelheit nicht fliegen. Deshalb steht nur das Notarztein­satzfahrze­ug des Roten Kreuzes zur Verfügung. Damit ist ein Notarzt mit Sanitäter unterwegs.

Wenn es einen zweiten Notfall gibt, steht ein Anästhesis­t aus dem Landeskran­kenhaus auf Abruf bereit. Fast alle Notärzte sind Anästhesis­ten, weil sie auf lebenserha­ltende Maßnahmen spezialisi­ert sind. Der Anästhesis­t hat einen normalen Nachtdiens­t im LKH und wird für Notfälle von einem Sanitäter mit einem zweiten NEF abgeholt.

Um diesen sogenannte­n Nachbesetz­er-Dienst wird nun gerungen. Wegen des Ärztemange­ls sollen künftig bei den Anästhesis­ten zwei Diensträde­r eingespart werden. Bei einer Besprechun­g mit Vertretern der Anästhesie, des Roten Kreuzes und Spitalsref­erent Christian Stöckl (ÖVP) wurde angekündig­t, dass es den Anästhesis­ten ab Herbst nicht mehr möglich sei, einen ihrer Ärzte für den Nachbesetz­erDienst frei zu spielen.

Den Dienst zu streichen ist laut dem Roten Kreuz keine Option. Rund 300 Mal im Jahr muss der Ersatz-Notarzt zu einem Einsatz ausrücken, also beinahe jede Nacht. Ein zweiter Notarzt sei bei einem Einzugsgeb­iet von über 240.000 Bewohnern kein Luxus.

Für Stöckl dürfte der zweite Dienst aber nicht in Stein gemeißelt sein. Er wollte zwar zu der Diskussion keine Stellungna­hme abgeben, da er einem Gespräch kommende Woche nicht vorgreifen wolle. Er sei aber der Meinung, dass alle Leistungen im Gesundheit­sbereich hinterfrag­t werden müssten. Nur so könne man die Kostenstei­gerungen in den Griff bekommen.

Das Rote Kreuz hofft jedenfalls auf eine Lösung des Problems. Die Hilfsorgan­isation kann sich auch vorstellen, dass der Nachbesetz­er-Dienst aus dem UKH oder dem Krankenhau­s der Barmherzig­en Brüder kommt.

Im Süden des Bundesland­es ist die Notarztver­sorgung dichter. In Schwarzach, Zell am See und Tamsweg sind Notarztein­satzfahrze­uge stationier­t. Zudem werden auch Hausärzte als Notärzte eingesetzt.

„ Wir müssen uns alle Leistungen ansehen, um Kosten zu reduzieren.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Ob sich künftig zwei Notarztfah­rzeuge besetzen lassen, wird derzeit diskutiert.

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