Trendwende bei Kässbohrer
Krisenbedingt musste der Autotransporter-Hersteller Kässbohrer binnen zwei Jahren 400 Mitarbeitern kündigen. Nun ist die Firma wieder in der Gewinnzone – und kann mit Innovationen punkten.
Ende Juni wurde bei der Kässbohrer Transport Technik GmbH in Eugendorf groß gefeiert: Anlässe für das Fest mit mehr als 400 Gästen beim Autotransporter-Hersteller gab es gleich drei: Zum einen wurde das 20-Jahr-Jubiläum gefeiert. Denn 1995 wurde das Werk, nach Aufspaltung des Kässbohrer-Konzerns in die Sparten Pistenbully, Busse und Pkw-Transporter, zur eigenen Firma.
Zweiter und wichtigster Grund für das Fest war, dass sich das Management so für die Treue bei ihrer Belegschaft bedanken wollte. Denn das Unternehmen hat harte Zeiten hinter sich: Bis 2008 waren dort 550 Mitarbeiter beschäftigt. Dann kam die Krise. Geschäftsführer Günther Percht musste den Personalstand durch drei Kündigungswellen um 400 auf 150 Mitarbeiter verringern – in nur zwei Jahren. Denn während 2007/08 in Eugendorf noch 1500 Stück Pkw-Transporter pro- duziert wurden, waren 2009/10 nur mehr 150 Stück.
Dritter Grund war, dass es aktuell auch aus wirtschaftlicher Sicht wieder etwas zu feiern gibt: Denn mit dem Wirtschaftsjahr 2014/15, das mit 30. Juni abgeschlossen wurde, hat Kässbohrer
es die Trendwende geschafft. Günther Percht: „Wir haben erstmals nach sechs Jahren wieder einen Gewinn erwirtschaftet und uns bei einem Stand von 250 Mitarbeitern stabilisiert.“Auch mit dem Absatz von 420 Transportern im abgelaufenen Geschäftsjahr ist Percht zufrieden: „Das bedeutet ein Wachstum von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“
In der Krise ist die Branche, die neben Kässbohrer nur noch aus zwei weiteren Firmen besteht, zusammengerückt. Percht: „Wir haben etwa einen Produktionsstandort in Serbien, der dem französischen Mitbewerber Lohr gehört, mitgenutzt – um so den russischen Markt einfacher beliefern zu können.“
Gründe, warum Kässbohrer wieder schwarze Zahlen schreibt, gibt es mehrere. Als ersten nennt Percht die Ausdauer seiner Mitarbeiter: „Das ging bis zum freiwilligen Gehaltsverzicht, der sozial gestaffelt war. Das war alles andere als selbstverständlich.“Auch namhafte Kunden wie die auf Autotransporte spezialisierten Speditionen Lagermax und Hödlmayr seien an Bord geblieben.
Zweiter Punkt ist, dass es nun auch wieder steigende Zahlen bei den Pkw-Neuzulassungen in ganz Europa gibt. Dadurch habe die Transportbranche entsprechende Nachholinvestitionen getätigt, sagt der Manager.
Zum Dritten hat sich die Firma als Folge der Krise breiter aufgestellt: Als neue Standbeine wurden der Bau von Sonderfahrzeu- gen, Komplettsanierungen von alten Transportern sowie die Positionierung des Betriebs als markenübergreifende Lkw- und Aufbauten-Werkstätte etabliert.
Weiters hat man bei Kässbohrer trotz Krise weitere Innovationen entwickelt: Eine davon ist ein besonders leistungsfähiger Fahrzeugtyp, der für den Transport von SUV geeignet ist – und mittlerweile für sieben Prozent des Stückabsatzes sorgt. Viel verspricht man sich auch vom „coolsider“, der ab 2016 in Produktion gehen wird: Das ist ein Kühl-Lkw, der neben der üblichen Heckklappe auch seitlich geöffnet werden kann. Percht: „So können Kühl-Lkw, statt leer zurückzufahren, auch mit anderen Gütern beladen werden. Das spart Geld.“
Im aktuellen Geschäftsjahr 2015/16 freut sich der Kässbohrer-Chef über eine deutlich verbesserte Auftragslage: „Ein Absatz von 500 Transportern ist in Reichweite. Wenn dieser Plan aufgeht, werden wir auch weitere neue Mitarbeiter aufnehmen.“
„ Beim Absatz sind wir im Jahresvergleich um 40 Prozent gewachsen.“