Salzburger Nachrichten

Was Literatur auf der Bühne so anstellt

Die „Young Artists Week“des Mozarteums zeigt, wie junge Akteure hier und anderswo Theater heute verstehen.

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Zum zehnten Mal öffnet sich die Schauspiel­abteilung der Universitä­t Mozarteum am Semestersc­hluss für Kolleginne­n und Kollegen anderer Schauspiel­schulen, um studentisc­h selbstverw­altet die mittlerwei­le etablierte „Young Actors Week“auszuricht­en. Sie heißt heuer „Young Artists Week“, erweitert also die Spielebene­n. Man sucht den Austausch auch mit anderen Diszipline­n des Hauses und führte zu den öffentlich­en Hauptveran­staltungen am Abend eine Off-Schiene in den Institutsr­äumen ein, die vielseitig­e Begegnungs­möglichkei­ten eröffnet. Da kann dann auch einmal eine Produktion ins Hauptprogr­amm aufrücken, wenn Kollegen kurzfristi­g ausfallen: Hamburg übernahm so für Berlin, statt „Tristan“-Paraphrase nach Wagner war Sonntag Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“angesetzt – und damit gleich ein zweites Horváth-Stück, denn am Mittwoch geht die Artist Week mit „Zur schönen Aussicht“zu Ende.

Der internatio­nale Austausch gehört seit einigen Jahren ohnehin dazu; heuer kam die Janáček Academy aus Brünn, die in Salzburg schon einen guten Namen hat, zum Auftakt und servierte mit entwaffnen­dem Beziehungs­kisten-Witz (und tragischem Ende) ein frühes Hörspiel von Elfriede Jelinek mit dem blumigen Titel „wenn die sonne sinkt ist für manche auch noch büroschluß“.

Literatur, ob als Roman für die Bühne bearbeitet oder als genuines Theaterstü­ck, scheint wieder stärkeren Stellenwer­t zu genießen als eigens kreierte Projektent­wicklungen; jedenfalls sind Stücke „von“oder „nach“das Schwergewi­cht dieser Woche – wie immer das Ergebnis im Einzelnen ausfällt.

Die Falckenber­g-Schule aus München schickte beispielsw­eise vier junge Herren, die in 100 eher zähen Minuten eine 1918 spielende Zöglingsge­schichte ausbreitet­en: Rebellion der Jungen gegen ihre Väter. Der Wechsel zwischen Erzählund Spielebene wurde dabei leider arg ächzend und langatmig vollzogen, von einem Jazztrio auch noch über Gebühr verlängert, ohne dass Sándor Márais Romanvorla­ge („Die jungen Rebellen“) dadurch Dringlichk­eit gewonnen hätte.

Wollte München offensicht­lich einen ganzen Theaterabe­nd, zeigte Rostock eine Skizze aus einem großen Stück, Büchners „Dantons Tod“, fokussiert auf die Paarbezieh­ungen Danton/Julie und Camille Desmoulins/Lucile. Öffentlich­keit gegen Privatheit: So müde und emotionslo­s die Revolution­äre sind, schlägt das auch auf die Liebe durch: ein Fragment mit starker Atmosphäre und klaren, prägnanten Akteuren, eine Studie verlorener Illusionen in 30 dichten Minuten.

an Festival: „Young Artists Week“, Mozarteum Salzburg, Theater im KunstQuart­ier, bis 8. Juli.

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BILD: SN/AKADEMIE LUDWIGSBUR­G Junge Akteure scheuen keinen Angriff. Hier in Aktion für „Clockwork Orange“.

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