Salzburger Nachrichten

Air Berlin schrumpft weiter

Der neue Chef der Airline will das billigere Personal der Österreich-Tochter Niki stärker nutzen. Die Flotte wird verkleiner­t.

- SN, dpa

Die angeschlag­ene Fluggesell­schaft Air Berlin verschärft bei ihrer Sanierung den Schrumpfku­rs. Es gehe nicht um Größe, sondern um Gewinn, sagte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler beim Luftfahrt-Kongress „AviationEv­ent“am Montag in Frankfurt. Die rund 140 Maschinen starke Flotte werde nach dem Abgang von sieben Jets im vergangene­n Jahr voraussich­tlich auch 2015 weiter verkleiner­t. Auf der Kippe sieht der im Februar angetreten­e Pichler zudem die eigene Flugzeugwa­rtung und flugfremde Abteilunge­n wie die Personalve­rwaltung.

Air Berlin fliegt im laufenden Geschäft seit Jahren Verluste ein. Seit 2011 summierte sich das Minus auf mehr als eine Milliarde Euro. Seit dem Abgang von Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold ist Pichler bereits der dritte Chef, der die zweitgrößt­e deutsche Fluggesell­schaft in die Gewinnzone bringen soll. Die Lufthansa-Rivalin hält sich seit Jahren nur noch dank Finanzspri­tzen ihrer Großaktion­ärin Etihad Airways in der Luft. Erst für das kommende Jahr rechnet Pichler wieder mit einem operativen Gewinn.

Als Vorbild bezeichnet­e der Manager den spanischen Billigflie­ger Vueling. Die Schwesterg­esellschaf­t von British Airways und Iberia fliegt mit jeder ihrer Maschinen jährlich im Schnitt rund eine Million Euro Gewinn ein.

Im Preiskampf mit Ryanair und Easyjet will der Manager nun das billigere Personal der österreich­i- schen Air-Berlin-Tochter Niki und der Luftfahrtg­esellschaf­t Walter stärker nutzen, um Flüge anzubieten. „Wo können wir wie operieren?“sei künftig eine wichtige Frage, die im Unternehme­n mit allen Berufsgrup­pen und nicht als „Klassenkam­pf“diskutiert werden müsse. Es sei aber auch klar: „Jeder wird Opfer bringen müssen.“

Die neue Lufthansa-Billigmark­e Eurowings treibt Pichler jedoch keine Sorgenfalt­en auf die Stirn. Eurowings soll zwar mit rund 40 Prozent geringeren Betriebsko­sten unterwegs sein als die Jets der Muttergese­llschaft mit dem Kranichlog­o. Air Berlin liege bei den Stückkoste­n allerdings schon jetzt darunter, sagte Pichler.

Unterdesse­n

könnten

die

Tage von Air Berlins eigener Technikspa­rte gezählt sein. Das Geschäft sei nicht groß genug und lasse sich zusammen mit Partnern rund um die arabische Fluglinie Etihad wahrschein­lich rentabler betreiben, sagte Pichler.

Keine übermäßige­n Sorgen bereitet der Airline das griechisch­e Schuldendr­ama. „Wir sehen derzeit keinen Abriss bei den Flugbuchun­gen“, sagte Pichler. Es gebe auch keine operativen Schwierigk­eiten an den griechisch­en Flughäfen. Air Berlin werde auch weiterhin ihr Programm von 74 Griechenla­ndFlügen aus Deutschlan­d und Österreich in der Woche anbieten. „Griechenla­nd ist ein attraktive­s Urlaubslan­d mit einer guten touristisc­hen Infrastruk­tur.“

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BILD: SN/APA/KAY NIETFELD Air Berlin fliegt seit Jahren Verluste ein.

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