Es war einmal . . .
Er ist in vielen Reiseführern ein Fixpunkt. Touristen wie Einheimische – unter ihnen auch der Autor Orhan Pamuk – haben sich hier wohlgefühlt, und nun ist er weg. Einfach so, über Nacht. Die Rede ist vom Fischmarkt Karaköy, gleich neben der Galatabrücke. Hier haben mobile Händler Fischbrötchen gebraten, Händler frische Ware aus dem Meer lautstark verkauft, hier konnte man in gemütlichen und meist voll besetzten Lokalen auf das Wasser und die Moscheen von Sultanahmet blicken. Auf alten Ledersofas wurde Tee serviert, Katzenfamilien sonnten sich, hie und da schaute ein Straßenhund vorbei: ein Ort zum Schauen, Lesen und Schreiben, zum Diskutieren oder einfach um das Leben genießen.
Baggerfahrzeuge haben den Fischmarkt von Karaköy nun dem Erdboden gleichgemacht. Wo kürzlich noch ein idyllisches Plätzchen im Herzen Istanbuls war, ist jetzt eine Stätte der Verwüstung, die von einem Bauzaun umgeben ist. Angeblich will die Stadt hier einen Park errichten und angeblich haben die Lokalbesitzer auf der Galatabrücke gegen die angeblich illegalen Betreiber des beliebten Fischmarkts Anzeige erstattet. Bald wird hier, gleich neben der Galatabrücke, alles wieder seine Ordnung haben. Und einer der stimmungsvollsten Orte der Stadt ist unwiederbringlich verloren.