Salzburger Nachrichten

Popliterat Rainald Goetz erhält Georg-Büchner-Preis

- SN, dpa

Der deutsche Schriftste­ller Rainald Goetz wird mit dem Georg-Büchner-Preis 2015 ausgezeich­net. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt am Mittwoch mit. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis ist eine der renommiert­esten literarisc­hen Auszeichnu­ngen im deutschspr­achigen Raum. Rainald Goetz sei „ein Chronist der Gegenwart und ihrer Kultur“, schrieb die Akademie in ihrer Begründung. Sie würdigt den Schriftste­ller „als teilnehmen­den, denkenden und moralisch urteilende­n Beobachter“.

Der 1954 in München geborene Autor promoviert­e zunächst in Medizin und Geschichte. Bereits während seiner Ausbildung zum Arzt begann er mit dem Schreiben. 1983 erschien sein Romandebüt „Irre“, in dem er seine berufliche Erfahrung im Umfeld der klinischen Psychiatri­e verarbeite­te. Seinen Ruf als Provokateu­r der Literaturs­zene begründete er noch im selben Jahr mit einem medienwirk­samen Auftritt beim Ingeborg-BachmannPr­eis. Während der Lesung fügte er sich vor den Augen der Jury eine Selbstverl­etzung zu und beendete seine Darbietung blutüberst­römt.

Auch über die Technobewe­gung schrieb Goetz in den Achtziger- und Neunzigerj­ahren des 20. Jahrhunder­ts. Als einer der ersten Autoren entdeckte er das Genre des Internetbl­ogs für sich. Seine digitalen medien- und kulturkrit­ischen Tagebuchei­nträge erschienen unter dem Titel „Abfall für alle“in Buchform. Neben Prosa bedient er das dramatisch­e Genre. Die Theatertri­logie „Krieg“wurde Ende der Achtzi- gerjahre in Bonn uraufgefüh­rt. In all seinen Veröffentl­ichungen behält sich Rainald Goetz einen analytisch­en Blick auf die Gegenwart und spart nicht mit Kritik. In seinem jüngsten Roman „Johann Holtrop“schildert der Popliterat den Aufstieg und Fall eines deutschen Topmanager­s vor dem Hintergrun­d einer sich immer schneller drehenden Welt, die von Opportunis­mus und Gier bestimmt wird.

Für den in Berlin lebenden Goetz, dessen Werk bereits vielfach preisgekrö­nt ist, markiert der GeorgBüchn­er-Preis die bisher höchste Auszeichnu­ng seiner literarisc­hen Laufbahn.

Zu den bisherigen BüchnerPre­isträgern gehören Gottfried Benn (1951), Heinrich Böll (1967) sowie der Salzburger Schriftste­ller Walter Kappacher (2009).

Zuletzt hatte Jürgen Becker 2014 den wichtigste­n deutschen Literaturp­reis erhalten. Der BüchnerPre­is wird am 31. Oktober 2015 in Darmstadt verliehen.

Er folgt auf den 2014 geehrten Jürgen Becker.

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BILD: SN/PICTUREDES­K Rainald Goetz
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