Bleiben wir Konsumenten oder werden wir ein Volk der Macher?
Ob uns die Digitalisierung überrollt und als Verlierer zurücklässt, entscheidet sich am Zugang: Weg mit der Ehrfurcht vor IT.
Man kennt den Kampf: So wie Kinder früher vor dem Fernsehgerät gehangen sind, kleben sie jetzt am Smartphone. Viele Eltern haben ein schlechtes Gefühl dabei, nicht wenige schränken die Zeiten, in denen ihre Sprösslinge „sich schon wieder nur mit diesem Ding beschäftigen dürfen“, in irgendeiner Weise ein.
Doch wenn man sich anschaut, wie groß die Digitalisierungswelle ist, die über Gesellschaft und Unternehmen rollt, muss man sich fragen, ob das der richtige Ansatz ist: Kann es wirklich darum gehen, Kinder und Jugendliche vom Netz fernzuhalten? Oder sollen sie dort ruhig mehr Zeit verbringen können, solange sie etwas Produktives, Kreatives tun?
An dieser Frage wird sich entscheiden, ob wir ein Volk der Macher sein werden oder bloß ein Volk der Konsumenten. Denn das Verführerische an neuen Technologien ist, dass man zum Nutzen und Kaufen verleitet wird, ohne je etwas selbst zu gestalten. Plattformen wie WhatsApp, YouTube und Facebook fressen große Teile des Alltags vieler Menschen und machen Europa zudem abhängig von den großen nordamerikanischen Technologiemonopolen wie Apple und Google. Solange das so ist, bleiben wir bloß passive Nutzer, die die neuen Technologien nicht durchschauen und daher auch nicht kritisch damit umgehen.
Dabei ist das Potenzial ein anderes: In einer Studie des britischen Thinktanks Nesta sagten 82 Prozent der jungen Leute, sie würden gern etwas digital produzieren, aber nur die Hälfte tut es auch (http://www.nesta.org.uk/publications/young-digital-makers). Das heißt, dass sie neugierig auf digitale Technologien sind, die sie im Unterschied zu vielen Erwachsenen älteren Semesters als wichtig einstufen, aber dass sie zu wenige Möglichkeiten finden, spielerisch und kreativ damit umzugehen.
Einfache Dinge wie Bilder, Muster, kleine Roboter oder Fahrzeuge selbst programmieren zu können, ist jedoch eine Basisfähigkeit des digitalen Zeitalters und ebenso wichtig wie Schreiben, Lesen und Rechnen. Daher ist es zu wenig, wenn nur Kinder von IT-begeisterten Eltern in Hackerclubs gehen, an Computercamps und Roboterolympiaden teilnehmen. Alle Kinder brauchen Basiskenntnisse in IT, wenn man sie nicht von einer künftigen digitalen Welt ausschließen oder zu digitalen Nachzüglern machen will. Wer die Regeln der künftigen digitalen Welt gestalten will, muss die Technologien durchschauen und selbst entwickeln.
Es ist an der Zeit, sich für eine breite „Digital-Making“-Bewegung in Österreich starkzumachen, in die sich die Schulen genauso einklinken wie Vereine und Freiwillige.