Chinas Börsen im freien Fall
Regierung pumpt Milliarden in den Markt – bisher vergeblich.
PEKING. An den Weltmärkten herrscht Nervosität, seit Mittwoch die Kurse an Chinas Börsen trotz Stützprogrammen der Regierung weiter steil eingebrochen sind. Das Minus lag in Schanghai zum Handelsschluss bei knapp sechs Prozent. Ohne automatische Bremsmechanismen wären die Bewertungen noch weiter in den Keller gerasselt. „Viel zu viele reine Spekulanten haben das Marktgeschehen bestimmt“, sagt Marktexperte Li Daxiao von Yingda Securities. „Ab jetzt geht es allenfalls seitwärts weiter.“
Zusammen mit der weiter akuten Griechenland-Krise könnte sich ein globaler Cocktail von Problemen zusammenbrauen, lautet nun eine Befürchtung. In Ostasien sahen daher die Kurstafeln auch an anderen wichtigen Märkten tiefrot aus, vor allen in Hongkong und Tokio.
Die Rallye am Schanghaier Aktienmarkt kam sehr schnell – und löst sich jetzt offenbar ebenso schnell wieder auf. Mitte vergangenen Jahres haben die Kurse abgehoben, nachdem die Zentralbank die Geldpolitik gelockert hat. Plötzlich wollte jeder dabei sein: Putzfrauen haben Börsentipps ausgetauscht, Kinder haben auf dem Schulhof mit den Kursgewinnen ihrer Eltern angegeben. Die Bewertungen sind seitdem um 160 Prozent gestiegen.
Doch der Berg an Kursgewinnen hatte eine wacklige Basis, die realen Firmengewinne sind kaum gestiegen, das Gesamtwachstum ist gesunken. Dass die Börsenparty weiterging, lag daran, dass Millionen Anleger neu an den Markt gekommen sind. Vielen haben die Banken gleich Kredite angeboten, sodass sie auf Pump spekulieren konnten.
Jetzt kommt die Korrektur. Die Befürchtung einer Ansteckung der Weltwirtschaft dürfte dennoch unbegründet sein. Chinas Finanzmarkt ist bisher kaum weltweit eingebunden. Der Yuan ist nicht konvertierbar, die Teilnahme am Schanghaier Börsegeschehen von außen stark reguliert.