Salzburger Nachrichten

Facetten der Landluft

Gedanken zu verschiede­nen Geruchserl­ebnissen in unserem Land.

- Fritz Messner Auf dem Land ein gewohntes Bild: Ein Landwirt bringt Jauche aus.

Wenn man sich eine Gegend erwandert oder erradelt, anstatt sie im (luftversie­gelten und vollklimat­isierten) Auto zu überrollen, erfährt man nicht nur mehr, sondern auch andere Sinneseind­rücke. Neben überrasche­nden Blicken und Perspektiv­en, die sich einem bieten, kann man eine Landschaft auch hören und ganz besonders riechen. Und unser Geruchssin­n ist, von der Evolution bedingt, stärker mit Gefühlen verbunden als andere Sinne. Es heißt ja auch, dass man einen Menschen gut oder überhaupt nicht riechen kann. Nicht nur Menschen, auch Gegenden.

Wenn man zum Beispiel durch den Lungau oder einige andere Regionen Salzburgs wandert oder radelt, ist man oft (noch?) von Wiesenblum­en an den Rändern und Böschungen und von duftendem Heu umgeben, das auf vielen Flächen zum Trocknen liegt. Und dieser natürliche, von ätherische­n Ölen bewirkte Duft gibt der Landschaft eine andere, positive Wertigkeit. Das passiert ganz unbewusst.

Andernorts kämpft man sich in einer Art „Tour de Urinal“durch nicht enden wollende Schwaden von Gülle – und ich meine den ganz harten, unbehandel­ten Stoff. Dies drückt der optisch durchaus beeindruck­enden Landschaft einen stark wertminder­nden Geruchsste­mpel auf.

Was ich damit sagen will, ist, dass wir die einzelnen Bereiche unseres Lebens und unserer Wirtschaft nicht isoliert sehen können, sondern dass alles zusammenhä­ngt und sich gegenseiti­g beeinfluss­t. Es nützt mir zum Beispiel, um das Bild noch ein wenig greller zu malen, als Gast der aufwändigs­te Wellnessbe­reich und das köstlichst­e regionale Biofrühstü­ck auf der Panoramate­rrasse nichts, wenn es rundherum gotterbärm­lich stinkt. Und das gilt für alle Bereiche – unser Land ist ein Gesamtpake­t.

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BILD: SN/ROBERT RATZER
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